Leute Bloß: Bellucci

Sie braucht nicht viel, um Männern den Atem stocken zu lassen. Genau genommen: Sie braucht gar nichts. Monica Bellucci, derzeit im Kino als "Matrix"-Luder, in ihrer besten Rolle: Verführung pur.

Es ist ja so, dass Männer manchmal ins Kino gehen und einfach erschlagen werden wollen. Mit offenem Mund blöd dasitzen und einer Frau auf der Leinwand zuschauen, die so sehr Frau ist, dass sie das Meer der Männer mühelos teilen könnte, wenn sie einfach von der Leinwand ins Kino spazierte. Überfrauengroß, Göttin auf langen Beinen. "Gegenüber sehr attraktiven Frauen ist meist der Mann der Schutzbedürftige", sagte einmal Oscar Wilde, und genau so wollen sich Männer manchmal fühlen: wehrlos.

Leider war das Kino in den vergangenen Jahren sparsam mit Frauen, die einen erschlagen könnten, und man wollte sich "Matrix Reloaded" ja eigentlich wegen der tollen Spezialeffekte anschauen. Aber auf einmal marschiert da eine Frau ein, deren ganzer Körper "Alle mal herschauen!" sagt. Die sich in dieser ganzen verworrenen Cyber-Matrix-wer-ist-eigentlich-wer-Welt den Erretter Neo schnappt, ihn auffordert, sie unanständig lange zu küssen, und während dieses Kusses so aussieht, als ob sie Leben aus ihm heraussauge. Frauen finden die Szene irgendwie ganz nett, Männer schlucken und starren auf Monica Bellucci.

Sie ist 34, Tochter eines Transportunternehmers, geboren in Umbrien, hat mal Jura studiert und in Mailand als Model für Dolce & Gabbana gearbeitet. Irgendwann war sie in einer "Vogue" zu sehen, die der Regisseur Francis Ford Coppola auf dem Tisch liegen hatte, worauf er sie anrief und ihr eine kleine Rolle als verführerische Blutsaugerin in "Dracula" anbot. So einfach und schnell gehen Karrieren, wenn man aussieht wie Monica Bellucci. "Schönheit", sagt sie, "ist nur dann ein Handicap, wenn du zu doof bist, sie intelligent zu nutzen." Wieder so ein Satz, den Männer mit offenem Mund wahrnehmen.

Die amerikanische Filmindustrie ist heilfroh über La Bellucci - hat sie doch diesen erdigen, satten Sex und europäischen Esprit, der in der silikongepumpten und botoxgespritzten Hollywood-Gemeinde so fehlt. Schon schreiben die Kritiker sie sehnsüchtig in eine Reihe mit Sophia Loren und Claudia Cardinale, den größten Italo-Importen des Kinos.

Ganz im Taumel hat ihr jetzt der amerikanische "Playboy" drei Millionen Dollar angeboten, um das zu zeigen, was ganz Europa schon kennt - die nackte Bellucci. Sie reagierte gelassen: "Ein Pianist hat sein Piano", sagte sie mal, "eine Schauspielerin ihren Körper. Er ist ihr Instrument." Und so war es eine Art Kammerkonzert, das die Bellucci kürzlich dem deutschen Fotografen Peter Lindbergh gab: lässig, sicher, die Wirkung jeder Pose kennend.

Nach Filmen wie "Malena" und dem Superklamauk "Asterix & Obelix: Mission Cleopatra" spielte Monica Bellucci im vergangenen Jahr im französischen Film "Irréversible" (im Herbst in den deutschen Kinos) ein Vergewaltigungsopfer. Der neunminütige Gewaltakt war so heftig und brutal, dass manche Zuschauer bei der Uraufführung in Cannes in die Toiletten flüchteten, um sich zu übergeben. Jetzt hat die Schauspielerin, die mit ihrem Mann, dem Kollegen Vincent Cassel, in Paris lebt, mit Mel Gibson in Rom "The Passion" über das Martyrium von Jesus Christus gedreht. Sie spielt darin - logisch - die Verführerin Maria Magdalena. Gibson, der den Film auch produziert, hat sich eine historische Finesse einfallen lassen: Das Ganze wird in Latein und Aramäisch aufgenommen, was für die meisten Zuschauer gleichbedeutend ist mit: Stummfilm.

Und was gleichzeitig völlig egal ist. Denn wer hört schon zu, wenn man die Bellucci anschauen kann?

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Jochen Siemens

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