Samstag Nachmittag in Malibu, Kalifornien. Die Sonne sticht vom Himmel, die Wellen bieten den Surfern ein illustres Spielfeld. Am Strand tummeln sich Touristen und Promis. Sommerzeit im Paradies. Aber in diesem Jahr ist alles ein bisschen anders. Da patrouillieren schon morgens um zehn Uhr bewaffnete Sheriff-Einheiten entlang der sandigen Küste und passen auf, dass die Surfer nicht wieder zuschlagen und die Paparazzi die prominenten Strand-Besucher in Ruhe lassen. Denn in Malibu herrscht Krieg. Surfer gegen Fotografen. Ein ungleicher Kampf, der die Stadt in Atem hält. Ausgelöst hat ihn der "Sexiest Man Alive", Matthew McConaughey.
Der 38-jährige Hollywood-Star nämlich entdeckte unlängst das Surfen als eine neue Freizeitbeschäftigung. Der gebürtige Texaner wohnt nur einen Steinwurf vom berühmten Malibu-Beach entfernt und paddelt deshalb gerne hinaus in die Wellen. Solch eine Aktion bleibt in der Entertainment-Metropole nicht lange unbemerkt. Seit Tagen schon lungern annähernd Hundert Fotografen am Strand von Malibu, um einen Schnappschuss vom shirtlosen Star beim Wellenreiten zu ergattern. "Ein Foto von McConaughey auf einem Surfbrett verkauft sich im Sommer wie geschnitten Brot", verrät Fotograf Karl Larsen. "Da will jeder mitmachen, da herrscht echter Konkurrenzkampf unter den Kollegen."
Die Schutzpatrouille des Matthew McConaughey
Nun bevölkern im Sommer allerdings auch eine ganze Reihe von lokalen Surfern, meist Kinder reicher Leute, den Strand. Und die haben aus unerfindlichen Gründen entschieden, ihren neuen "Kumpel" McConaughey in Schutz zu nehmen und die Paparazzi vom Strand zu verjagen - was bereits zweimal mit Faustkämpfen endete: Bierflaschen flogen, Kameras landeten im Pazifik, ganze Truppen von Surfern und Fotografen schlugen sich um die Wette, Nasenbeine brachen. "Es artet im Moment arg aus", sagt Pamela Conley Ulich, Bürgermeisterin von Malibu. Sie arbeitet derzeit zusammen mit Kenneth Starr, dem einstigen Präsidenten-Berater, an einer strafferen gesetzlichen Regelung, um die "Ruhe und Geborgenheit der Anwohner Malibus zu gewährleisten". Im Klartext heißt das: Die Promis sollen besser beschützt werden.
Laut Gesetz ist der Strand für jedermann frei zugänglich. Erst vor einiger Zeit hatte ein Gericht entschieden, dass Privatstrände in Malibu nicht abgesperrt werden dürfen. Ein Dustin Hoffman, eine Minnie Driver oder ein Pierce Brosnan, allesamt Anwohner in Malibu, können also rein juristisch nichts dagegen haben, wenn sie am Strand fotografiert werden. Dona Bigelow wohnt seit 40 Jahren in Malibu. Sie sagt, dass "Celebrities ganz normale Menschen sind, die hier in Ruhe leben wollen. Irgendwo müssen sie ja wohnen. Wir wollen die Paparazzi nicht in unserer Gemeinde." So wie sie denken viele hier. "Sobald wir hören, dass mal wieder ein Paparazzo in den Ozean geschmissen wurde, geht ein gutgelauntes Raunen durch die Stadt", erzählt Brian Pietro, Besitzer des Malibu General Store.
Der Grund für die Unterstützung der Stars ist "ein ökonomischer" - das gibt auch Boutique-Besitzerin Zoe Shapiro zu. "Viele Promis geben ihr Geld in unseren Läden aus. Die Paparazzi kommen aus dem entfernten Hollywood und fahren am Abend wieder nach Hause", fügt sie hinzu. Es geht also, wie so häufig, ums liebe Geld.
Malibu als "No-go-area"?
Aber der eskalierende Streit zwischen Surfern und Fotografen könnte dem Sommergeschäft der Malibu-Anwohner ein bisschen die Suppe versalzen. "Wir verbringen normalerweise viele Wochenenden im Sommer am Strand von Malibu. Aber solange da Bierflaschen durch die Lüfte fliegen, gehe ich mit meinen Kindern lieber in Santa Monica an den Strand", sagt Paul Belgraph. Und der Rettungsschwimmer Brent Blackman hat in den letzten Tagen bemerkt, dass "die Besucher zunächst nach Surfer-Banden und Fotografen Ausschau halten, bevor sie ihr Handtuch in den Sand legen." Zeitungsartikel in der "Los Angeles Times", die die Zustände zu einem "Surf and Turf War" - also zu kriegsähnlichen Revierkämpfen zwischen Surfern und Paparazzi - hochstilisieren, helfen dem Frieden nicht gerade.
Matthew McConaughey übrigens ließ über seinen Sprecher Alan Nierob mitteilen, dass er von den Attacken gegen die Paparazzi nichts wusste. "Matthew war im Wasser und ist durch die Wellen geritten, als die an Land sich die Köpfe einschlugen", so Nierob. Inzwischen scheinen die Angriffe der Surfer erste Wirkungen zu zeigen. Vor allem in die sehr geschützte Paradise Cove, eine versteckte kleine Bucht in Malibu, trauen sich die Paparazzi derzeit nur noch, wenn alle Wellenreiter im Wasser sind. "Natürlich haben wir Angst", sagt Fotograf Larsen. "Die jagen uns, verprügeln uns. Der Job in Malibu wird immer gefährlicher."