"Der Schuh des Manitu" Michael "Bully" Herbig: Würde Winnetou-Filmparodie so heute nicht mehr machen

Comedian, Schauspieler und Regisseur Michael Herbig
Michael "Bully" Herbig äußert sich kritisch in der Winnetou-Debatte. 
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Karl Mays Kulturfigur Winnetou wird aktuell von vielen Menschen kritisiert. Der Vorwurf gegen die Inszenierung des Häuptlings: Rassismus. Auch Michael Herbig, Regisseur der Winnetou-Parodie "Der Schuh des Manitu" sieht das Ganze heute kritischer.

Was ist jetzt mit Winnetou? Das fragen sich dieser Tage zahlreiche Menschen – und die Meinungen gehen zwischen Rassismus und Kulturgeschichte stark auseinander. Neben Karl May, dem Urvater von Winnetou, hat auch Schauspieler und Regisseur Michael "Bully" Herbig einen Film mit dem Häuptling gedreht. Die Karl-May-Verfilmungsparodie "Der Schuh des Manitu" würde er so heute nicht mehr machen.

"Den Film hab ich vor 22 Jahren gemacht und es war eine Parodie auf Filme, die vor 60 Jahren im Kino waren", erläuterte der 54-Jährige in der am Freitagabend ausgestrahlten Radio-Bremen-Talkshow "3 nach 9" im Gespräch mit Giovanni di Lorenzo. Das habe damals mit Leidenschaft, Spielfreude und der Verwirklichung von Träumen zu tun gehabt. 

Aber warum würde Herbig das heute anders angehen? "Die Comedy-Polizei ist so streng geworden." Das nehme ein bisschen die Unschuld und Freiheit, meinte der Comedian, der als Regisseur Ende September den Film "Tausend Zeilen" mit Elyas M'Barek und Jonas Nay ins Kino bringt – eine filmische Annäherung an den Skandal um den "Spiegel"-Reporter Claas Relotius, der hier Lars Bogenius heißt.

Die Kunst, eine Komödie zu drehen

Herbig sagte, er finde es durchaus richtig, dass man über gewisse Dinge nicht mehr so spreche wie vor 20 Jahren. Es gebe viele laute Stimmen heutzutage und alle seien "mit der Gesamtsituation unzufrieden", er habe darauf für sich noch keine Antwort, sagte Herbig etwas ratlos. 

Eine Komödie zu drehen sei deshalb heute viel schwieriger: "Weil man das Gefühl hat, dass man sehr schnell Leuten auf die Füße tritt." Wenn einem jemand das Argument entgegenschleudere "Du hast meine Gefühle verletzt", dann könne man nicht sagen "Das stimmt doch gar nicht." Er glaube, dass es bald weniger Leute geben werde, die Komödien machten, weil viele denken "Das ist mir zu heiß".

Herbig sagte auch, es werde sehr kompliziert, wenn eine Gruppe, die man im Film abbilde, in Lager geteilt sei. Dann gebe es Leute die sagen "Ich find das lustig, ich erkenn mich da wieder, ich fühl mich ertappt, ich kann darüber lachen" und andere, die sagen "Ich fühl mich diskriminiert oder ich fühl mich beleidigt, verletzt". Für Herbig mache das die Sache kompliziert: "Dann bin ich raus, dann weiß ich nicht mehr, auf wen ich hören soll."

Warum diskutieren wir über Winnetou?

Die Debatte um Winnetou entstand, nachdem der Verlag Ravensburger Mitte August ankündigte, die Auslieferung zweier Kinderbücher zum gleichnamigen Film "Der junge Häuptling Winnetou" zu stoppen und aus dem Programm zu nehmen. In einem Instagram-Post schrieb Ravensburger, Nutzer-Feedback habe gezeigt, "dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben". Etliche Nutzer der Social-Media-Plattform bezichtigten die Firma des Einknickens vor Kritik. Es gab auch Unterstützung für die Entscheidung.

Herbig wurde in den 90ern mit der Comedyshow "Bullyparade" populär. Im Film "Der Schuh des Manitu" geht es um die beiden zu Unrecht des Mordes beschuldigten Blutsbrüder Abahachi (Herbig) und Ranger (Christian Tramitz). Die Abbilder von Winnetou und Old Shatterhand sprechen Bayerisch und suchen nach einer Schatzkarte, Gangsterboss Santa Maria (Sky du Mont) ist auf ihren Fersen. 

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