"In eurer Regierung passiert einfach zu wenig...", warf Louisa Dellert der Grünen-Chefin Ricarda Lang an den Kopf und diese gab Fehler zu. Auf der Business Konferenz für Frauen, dem Female Future Force Day, ging es ans Eingemachte.
Über 100 Speakerinnen sprachen am vergangenen Wochenende über acht Stunden in der Hauptstadt zu interessierten Zuhörerinnen. Überall, wo man hinschaute, Frauen. Frauen, die Rang und Namen haben, und solche, die sich noch einen schaffen wollen. Der Female Future Force Day ebnete den Weg. Egal, ob Studentin im ersten Semester oder reifere und erfolgreiche Unternehmerin. Hier sprach jede mit jeder – mit Erfolg.
Eine von vielen weiblichen Business-Fragen lautete beispielhaft: "Aber wie mache ich all das, wenn ich Mama bin?", eine spontane Antwort fand die erfolgreiche Unternehmerin und Zahnärztin Dr. Mariana Mintcheva in einer von ihr geführten Masterclass: "Mama zu sein, heißt nicht 24 Stunden am Tag neben seinem Kind zu sitzen". Die Unternehmerin appellierte an die anwesenden Frauen, ihre Zeit gezielter einzuteilen und die Zeit sowohl mit Kind als auch mit Business-Thematiken effektiver zu nutzen.
Egal ob mit Kind oder ohne: Frauen werden in der Business-Welt nach wie vor weniger ernst genommen als Männer. Vor allem in Führungspositionen. Das zeigt auch eine Studie von Martin Abel. Außerdem neigen Frauen häufiger zur Selbstunterschätzung als Männer. Das sind nur ein paar Gründe, warum Tage wie diese für eine gleichberechtigte Zukunft wichtig sind. Sich ein starkes Business-Netzwerk aufzubauen kann helfen, wenn man sich selbstständig machen will, sich vergrößern will mit seinem Unternehmen oder einfach Inspiration und Austausch sucht. Bei unterschiedlichen Panel-Talks oder Masterclasses war dies auf dem Female Future Force Day möglich.
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Gemeinsam mit Dr. Mintcheva absolvierten die Masterclass-Teilnehmerinnen dann eine Übung zum Manifestieren ihrer Wünsche: "Denkt an eine Sache, für die ihr dankbar seid", lautete die erste Aufgabe. "Schließt die Augen, atmet ein und aus. Nun denkt ihr an eine Sache, die einen Mehrwert für andere an euch hat, eine Sache, an die andere Menschen denken, wenn sie an euch denken." Sie riet den anwesenden Damen, sich täglich daran zu erinnern, wofür sie in ihrem Leben dankbar sind. Auch sollen sie an ihre Ziele denken, die sie in den einzelnen Lebensbereichen verfolgen: "So werdet ihr erreichen, was ihr euch wünscht". Eine Frau im Publikum fing an zu weinen. Mintcheva tröstete sie umgehend. Die Frau stellte bei der Übung für sich fest, dass sie auf dem richtigen Weg in ihrem Leben ist, das rührte sie.
Die Speakerinnen ließen Raum für Fragen, selbst Promis wie die Schauspielerin Wolke Hegenbarth, Psychologin Stefanie Stahl oder die Unternehmerin Diana zur Löwen mischten sich in der großen Halle unters Volk, waren nahbar und ansprechbar zum Netzwerken. Die Veranstaltung war frauenfreundlich gestaltet, bot eine Kinderbetreuung und eine Wickel- und Stillecke. Die Toiletten waren genderneutral "The Future Is Equal" stand in großen Buchstaben an den Wänden. Und an diesem Ort war es keine hohle Phrase.
Female Empowerment ist, wenn Frauen im Publikum sich Rat geben gemeinsam mit den Speakerinnen
Es wurden viele wichtige Sätze auf der Female-Konferenz in Berlin gesprochen, aber einer blieb besonders hängen. "Wann gründet man am besten ein Unternehmen", lautete eine der Fragen in einer Masterclass. Die Antwort einer anderen Frau aus dem Publikum: "Fang an, bevor du bereit bist! Dein Verstand wird die immer sagen, dass du noch nicht bereit bist."
Geballte Frauen-Power beim Female Future Force Day 2023
Auch Politikerinnen befanden sich unter den Gästen des Female Future Force Days. Die "Grünen"-Chefin Ricarda Lang äußerte sich bei einem Panel Talk dazu, dass auch Klimaschutz und Politik dringend weiblicher werden müssen: "Männer verhandeln mit Männern über die weltweite Klimapolitik. Es müssen Frauen an den Tisch, weil es die Lösungen besser macht", lautete ein Credo der Politikerin.
Doch die Frauen fassten sich hier nicht ausschließlich mit Samthandschuhen an. Im Talk mit Ricarda Lang ging die Influencerin Louisa Dellert mit ihr in einen etwas härteren Austausch. Sie habe aufgegeben, Politiker zu interviewen, weil sie nicht mehr die ewig gleichen Floskeln hören möchte, sagt sie. "In eurer Regierung passiert einfach zu wenig...", richtet sie ihr Wort an Ricarda Lang, sie sei müde und trostlos. "Was soll man euch noch sagen und reingeben, damit es funktioniert, auch Wissenschaftler und Experten hätten sich bereits geäußert", sagte Dellert. Lang gestand, was weg ist, ist weg im Klimaschutz, man müsse mit dem arbeiten, was man habe. Sie selbst sehe die Lücke in der Klimapolitik.
Und auch das ist weibliche Führung, so Lang: "Schwäche zeigen, sich angreifbar machen", gehöre auch zur Politik dazu "Das sind keine Maschinen, die da sitzen".
Doch Lang ist auch stolz auf Lösungen, die gefunden werden konnten. Durch eine Erhöhung der LKW-Maut werden zusätzliche zwei Milliarden Euro reinkommen, die in den Ausbau des deutschen Schienensystems der Bahn fließen werden. "Bisher finanzierte Straße, Straße und Schiene, Schiene. Das durchbrechen wir. Nun finanziert Straße Schiene in diesem Fall". Lang sieht in dieser Lösung auch einen feministischen Aspekt, da "viele Frauen mit Kindern auf den ÖPNV angewiesen sind".
Der Mix macht's. Unternehmerinnen, Politikerinnen, Showbiz-Größen, Influencerinnen und alle anderen Teilnehmerinnen kamen zusammen. Die Zahl der Anwesenden ebbte gen Veranstaltungsende kaum ab, obwohl der Input des Tages vielfältig war. Das zeigt, welch großes Interesse am Thema Female Empowerment und weiblicher Vernetzung in Deutschland besteht. Der Schulterschluss und die feministische Solidarität von jung nach alt, von reich und prominent, zu normalen Teilnehmern, scheint gelungen zu sein.