LGBTQIA+-Ikone Filmemacher Rosa von Praunheim ist tot

Rosa von Praunheim war als Regisseur und Autor aktiv und setzte sich für die LGBTQ+-Bewegung ein
Rosa von Praunheim war als Regisseur und Autor aktiv und setzte sich für die LGBTQ+-Bewegung ein
© Alina Simmelbauer / stern
Gerade erst heiratete er seinen Lebensgefährten, jetzt ist der Regisseur Rosa von Praunheim im Alter von 83 Jahren in Berlin gestorben.

Der Filmemacher Rosa von Praunheim ist tot. Das erfuhr der stern am Mittwoch. Er wurde 83 Jahre alt. Demnach starb die deutsche LGBTQIA+-Ikone in Berlin.

Von Praunheim hatte erst vor wenigen Tagen seinen langjährigen Lebenspartner Oliver Sechting, 50, geheiratet. Mit ihm war er seit 2008 liiert. Die Hochzeit fand am vergangenen Freitag, 12. Dezember, in Berlin statt. Bei Instagram posteten sie ein Bild von zwei Händen, die Ringe mit einem Frosch tragen. Die Trauringe habe sein Mann ausgesucht – "weil ich ihm mal gesagt habe, dass ich im nächsten Leben als Frosch wiedergeboren werden möchte", erklärte von Praunheim laut dpa. Zu den Gästen gehörte auch Grünen-Politiker Sven Lehmann. "Mein Herz ist voller Trauer und voller Dankbarkeit", teilt dieser nun mit.

"Noch vor wenigen Tagen durfte ich bei Rosas Hochzeit dabei sein, ein wunderbares Fest der Liebe. Sein Tod ist ein großer Verlust. Nicht nur Film und Kultur verdanken Rosa von Praunheim unendlich viel, auch ich persönlich und Generationen schwuler Männer und queerer Menschen", so der Vorsitzende des Bundestags-Kulturausschusses.

Rosa von Praunheim outete Hape Kerkeling

Der als Holger Radtke geborene Filmemacher schrieb mit mehr als 150 Kurz- und Langfilmen Filmgeschichte. Mit seiner Doku "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt" (1971) gilt von Praunheim als Wegbereiter der Schwulen- und Lesbenbewegung in der Bundesrepublik. Der Streifen "Die Bettwurst" von 1971 gilt als Kultfilm. 

1991 hatte er für Aufsehen gesorgt, indem er Entertainer Hape Kerkeling und Moderator Alfred Biolek in einer Fernsehsendung indirekt als homosexuell outete. "Mein Outing von schwulen Prominenten war ein Verzweiflungsschrei auf dem Höhepunkt der Aidskrise“, erklärte von Praunheim später über seine Absichten. "Ich wusste, das war unanständig", sagte er über das Zwangsouting, aber er habe damals eine "Bombe werfen" müssen.

Der Künstlername Rosa von Praunheim entstammt übrigens zwei Quellen: "Rosa" bezieht sich auf den Rosa Winkel, den homosexuelle Männer in nationalsozialistischen Konzentrationslagern tragen mussten. "Praunheim" leitet sich vom Frankfurter Stadtteil ab, in dem er seine Jugend verbrachte.

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