Frau Meyer-Wölden, ein Zitat von Ihnen aus diesem Sommer: "Ich bin irrsinnig verliebt. Es ist der Wahnsinn, ein Märchen, ein Traum." Fragen Sie sich aus heutiger Sicht, ob Sie damals noch ganz bei sich waren?
Nein, wieso? Ich bereue nichts, ich würde nichts anders machen.
Sie würden wieder per SMS Schluss machen?
Es war nicht meine Absicht, Schluss zu machen. Es war so, dass ich in New York todkrank im Bett lag, Bronchitis, Mittelohrentzündung, Nebenhöhlenentzündung. Und dann höre ich tagelang nichts von meinem Verlobten! Ich wusste nicht, wo er war. Er ging nicht ans Telefon, und es gab kein persönliches Gespräch. Irgendwann habe ich ihm eine SMS geschrieben: Entweder du meldest dich - oder es ist vorbei.
Ziemlich heftig.
Der Appell einer ratlosen Frau. Verzweiflung. Ein emotionaler Notruf.
Sie wollten keine Trennung? Ganz sicher?
Nein, ich wollte nur eine Reaktion. Ich dachte, jeder liebende Mann wird auf so eine SMS hin wenigstens mal anrufen. Das wäre doch die selbstverständlichste Reaktion der Welt. Stattdessen hat er sich gleich an die Öffentlichkeit gewandt, ohne persönliche Aussprache mit mir. In der Presse stand dann zu lesen, dass ich ihn verlassen hätte. Da bin ich fast vom Stuhl gefallen.
Alles ein großes Missverständnis?
Eher der einseitige Zusammenbruch der Kommunikation.
Das Ganze klingt sehr verwirrend. Also noch mal: Er sagt, Sie haben Schluss gemacht. Sie sagen, er war's.
Das ist eine Interpretationsfrage. Wie sehen Sie das denn? Sehen Sie so eine SMS als Schlussmachen? Jeder normal Empfindende hätte doch den Appell darin sehen müssen.
Ich als Mann würde mich schon wundern, wenn meine Freundin schriebe, melde dich, oder es ist Schluss …
… dann würden Sie doch nach tagelanger Sendepause sofort anrufen! Sich melden, das Gespräch suchen! Sie würden nicht zu den Medien rennen und die Trennung bekannt geben.
Vielleicht weiß Herr Becker ja nicht, dass Frauen gelegentlich das Gegenteil von dem sagen, was sie meinen.
Ob Mann oder Frau - jeder hätte doch so gehandelt wie ich, glauben Sie nicht?
Wie die Frau, die vorm Spiegel steht und sagt: Schatz, ich bin so dick geworden! Worauf der Mann natürlich sagen muss: Unsinn, kein Gramm zu viel!
Nein, er muss nur irgendwas sagen.
Gemeint hatten Sie: Ich vermisse dich?
Wenn jeder Mann, dessen Frau mit Scheidung droht, umgehend die Scheidung einreicht, würde die Scheidungsquote in Deutschland 100 Prozent betragen.
Laut Herrn Becker ging der Trennung eine Krise voraus.
Wir haben uns nie gestritten. Es gab ein paar kleinere Missverständnisse, nichts Gravierendes. In jeder Beziehung gibt es Ups und Downs. Es ist nicht immer rosarot. Aber wenn man verlobt ist, trennt man sich nicht einfach so.
Einer SMS, die mit so einer Heftigkeit formuliert ist, muss doch das Gefühl vorausgehen: Der liebt mich nicht mehr.
Ich sag's anders, ohne über Details zu sprechen: Ich hatte Gründe, ihn ans Telefon zu bekommen. Ich hatte das Gefühl, dass er mir eine Erklärung schuldet. Ich hab mich dann gesorgt bis zu dem Punkt, wo ich gesagt hab: Anscheinend gibt es einen Grund, warum er sich nicht meldet.
Hatten Sie Grund, an seiner Treue zu zweifeln?
Ich will das hier nicht ausbreiten.
Den 150.000 Euro teuren Verlobungsring haben Sie Herrn Becker wieder zurückgegeben?
Der Ring war zum Zeitpunkt der Trennung in Genf bei Herrn Gruosi, dem Juwelier, damit er ihn anpasst, denn er war zwei Nummern zu groß. Ich habe Herrn Gruosi am 4. November, dem Tag der Trennung, angerufen und ihn gebeten, den Ring an Boris zurückzuschicken. Was danach mit ihm passiert ist, weiß ich nicht.
Herr Becker und Sie reden jetzt nur noch via Presse miteinander. Die Trennung fand in den Medien statt, so wie Sie vorher Ihre Beziehung in, mit und durch die Medien geführt haben.
Nein, das stimmt nicht. Es ist uns lange Zeit gelungen, unsere Beziehung aus der Öffentlichkeit herauszuhalten. Es gab ein Privatleben, das wir versucht haben zu schützen. Wir waren ja schon eine Weile zusammen, als wir im August unsere Verlobung bekannt gaben. Danach gab es eigentlich nichts mehr öffentlich zu sagen. Danach waren wir ein Paar, das versucht hat, normal zu leben.
Normal?
Na ja, so weit wie möglich. Es gab keinen Weg, unsere Liebe geheim zu halten, weil das öffentliche Interesse daran riesig war.
Und dieses Interesse haben Sie durch Interviews bereitwillig genährt. Man kann nicht sagen, dass Sie ein Medienopfer wären.
Ich betrachte mich auch nicht als Opfer. Wer mit Boris Becker verlobt ist, steht nun mal im Fokus der Öffentlichkeit …
… und muss Allerprivatestes mit 80 Millionen Menschen teilen?
Es führt kein Weg daran vorbei. Die Deutschen betrachten ihn als "unseren Boris". Insofern ist er es ihnen fast schuldig, vieles, wenn auch nicht alles, mit ihnen zu teilen. Ich hab das immer so gesehen: Boris ist mein Verlobter - aber ich teile ihn mit der Öffentlichkeit.
Becker wirft Ihnen jetzt vor, Sie würden bei den Medien hausieren gehen.
Ich wollte nicht als stillschweigendes Opfer dastehen. Übrigens habe ich für kein Interview auch nur einen Cent genommen. Das Geld, das die "Bunte" mir geboten hatte, habe ich direkt an die Bambi-Stiftung gespendet. Ich wollte auch niemals eine Schlammschlacht, und ich habe damit auch nicht angefangen. Ich habe zu keinem Zeitpunkt über Details und Gründe geredet. Ich bin in eine Situation gebracht worden, in der ich reagieren musste. Es war mir wichtig, zu unterstreichen, dass das Ganze kein PR-Gag war.
Der Gedanke an eine PR-Verlobung liegt schon nahe. Im Frühling hatten Sie vermeldet, dass Sie mit Ihrer New Yorker Schmuckfirma auch den deutschen Markt erobern wollen. Im Sommer wurde dann bekannt, dass Sie und Boris Becker nach 14 Jahren Freundschaft plötzlich ein Paar sind.
Mir sind Verlobung und Ehe viel zu heilig, als dass ich damit spielen würde. Für mich war es die große Liebe, für mich war es fürs Leben. Beruflich hat mich die Geschichte mit der Verlobung eher aufgehalten. Wenn man seine Hochzeit plant, hat man andere Dinge im Kopf. Statt mit der Firma zu expandieren, wollte ich möglichst viel Zeit mit meiner Familie und meinem Verlobten verbringen. Bis zum heutigen Tag gibt es kein einziges Stück aus meiner Kollektion in irgendeinem deutschen Laden zu kaufen.
Trotzdem hat Sie das Ganze beruflich weitergebracht. Jeder kennt jetzt Ihren Namen und Ihr Gesicht. Sie moderieren für Pro Sieben und werden Anfang des Jahres bei einer neuen Friseur-Castingshow von Vox in der Jury sitzen. Es hat Publicity gebracht.
Das stimmt. Aber ich habe auch schon vor der Zeit mit Boris unter anderem für Pro Sieben gearbeitet.
Mit deutlich weniger Aufmerksamkeit.
Wenn ich das hätte ausnutzen wollen, hätte ich doch schon viel früher an die Öffentlichkeit gehen können: Hey, ich bin mit Boris Becker zusammen! Aber ich wollte erst mal schauen, wie sich die Beziehung entwickelt.
Wenn die Friseur-Show auf Vox losgeht, werden die Leute nicht sagen: Da kommt die Moderatorin und Schmuckdesignerin Frau Meyer-Wölden. Sondern: Da kommt die Ex von Boris.
Na, ich kann es nicht ändern, aber irgendwann komm ich weg von diesem Etikett "Ex von Becker".
An den Bohlen-Exen Verona, Naddel, Estefania sieht man: So was geht nie weg.
Ich glaube, das ist abhängig davon, wie viel Leistung man bringt. Wenn man den Leuten zeigt, dass man Talent hat, geht das. Ich respektiere die Damen alle - aber ich muss sagen, dass es da Unterschiede gibt. Ich hatte schon vor der Beziehung zu Boris eine Karriere, wenn auch nicht so sehr in der Öffentlichkeit. Nach New York zu ziehen, im Alter von 23 Jahren meine Firma Lovechild zu gründen und in nur zwei Jahren in über 40 wichtigen Läden in den USA meinen Schmuck zu verkaufen - das ist ein Erfolg. Ich bin nicht angewiesen auf andere Leute. Ich denke, dass Boris das auch an mir geschätzt hat. Dass ich ihn nicht brauchte und er mich nicht. Dass wir zusammen waren, weil wir uns geliebt haben. Ohne voneinander profitieren zu wollen. Er hat mich immer sehr darin unterstützt, dass ich weiter meinen Beruf ausübe.
In Ihrem Lebenslauf heißt es, Sie machen so ziemlich alles selbst. Sie sitzen da also mit Lötkolben und schweißen Amulette und Ringe?
Nein, ich zeichne die Entwürfe, ein Goldschmied setzt sie um. Produziert haben wir bisher in den USA, alles handgefertigt, aber das wurde zu teuer. Jetzt haben wir die Produktion nach Dubai verlagert. Meine Sprecherin kümmert sich um die Vermarktung, besonders wichtig ist es ja, dass Prominente den Schmuck tragen.
Wer trägt denn Meyer-Wölden-Schmuck?
Gina Gershon, Michelle Trachtenberg, Lindsay Lohan. Oder Lenny Kravitz, der ist ein enger Freund von mir. Man muss etwas kreieren, was ihnen gefällt, was ihre Persönlichkeit repräsentiert. Wenn ihnen mein Schmuck nicht gefiele, würden sie ihn auch mir zuliebe nicht tragen.
In der Firmenbeschreibung heißt es, die Themen Ihrer Kollektion seien Religionsfreiheit oder Krieg und Frieden. Wie muss man sich das vorstellen?
Ich bin ein Riesenfan von Kreuzen, meine Mutter ist ja sehr katholisch, und ich hatte immer das Gefühl, Kreuze beschützen mich. Ich hab die Ketten aber oft verloren. Deswegen hab ich mir ein Kreuz tätowieren lassen. Und als der Irak-Krieg ausgebrochen war, habe ich eine Kollektion mit Peace-Symbolen entworfen.
Zunächst mal waren Sie ja Model, bei der Agentur Elite. Cindy Crawford, Gisele Bündchen und Tatjana Patitz waren dort unter Vertrag. Warum haben Sie nicht weiter gemodelt?
Modeln war ein Hobby für mich, ich hab das aus Spaß neben der Uni gemacht. Aber meine Ausbildung war mir immer wichtiger. Ich habe in Miami Kommunikationswissenschaften studiert und wollte unbedingt gute Noten haben. Auch weil ich meinem Vater versprochen habe, einen Schulabschluss zu machen und ein Studium durchzuziehen. Ich versuche die Wünsche zu erfüllen, die er für mich formuliert hat, bevor er 1997 an Krebs gestorben ist. Er war mein großes Idol, der intelligenteste Mensch, dem ich je begegnet bin.
Ihr Vater war der Manager von Boris Becker. Mehr noch: sein Ziehvater.
Boris war Teil der Familie. Er ging bei uns ein und aus. Mein Vater empfand eine große Liebe für ihn.
Fühlt man sich einem Vater, der nicht mehr da ist, noch mehr verpflichtet?
Kann sein.
Sie leben ein bisschen das Leben Ihres Vaters.
Das ist übertrieben. Nein, wenn es ausschließlich nach ihm gegangen wäre, hätte ich Jura studiert und seine Kanzlei übernommen.
Was hätte Ihr Vater zum vergangenen halben Jahr gesagt?
Mein Vater hat einmal öffentlich gesagt, dass er sich keinen besseren Schwiegersohn vorstellen könnte als Boris. Ich glaube, dass er sich über unsere Verlobung gefreut hätte - und sich wie alle Beteiligten gewünscht hätte, dass es nicht so ein Ende nimmt.
Mögen Sie zum Schluss, auch wenn's vielleicht schwerfällt, noch was Nettes über Boris Becker sagen?
Ich könnte nie etwas Negatives über einen Mann sagen, den ich so geliebt habe.
Was wir uns schon immer gefragt haben: Was ist an Boris Becker eigentlich sexy?
Hm, schwer zu beschreiben. Er hat Charme und Charisma und eine wahnsinnige Ausstrahlung. Er ist auf eine intensive Weise präsent, wie ich es noch bei keinem anderen Menschen erlebt habe. Wenn er einen Raum betritt, verstummen alle Gespräche. Ein Naturereignis - im Guten wie im Schlechten.
Sie klingen ja immer noch total verliebt. Wird es eine Wiederaufnahme der Beziehung geben, wie damals bei Tommy Haas?
Ganz sicher nicht. Er hat sich absolut nicht wie ein Gentleman verhalten. Damit kommt er als Mann für mich nicht mehr infrage.