Schönheitsoperation Schmollmund und aufgepumpte Brüste

Die Frauen im Beiruter Christen-Stadtteil Aschrafije sehen einander auf merkwürdige Art und Weise alle ähnlich. Ob jung oder alt, alle weiblichen Bewohnerinnen sind schlank, haben große Brüste, volle Lippen und niedlich kleine Nasen. Denn sie gehen inzwischen fast genauso oft zum Schönheitschirurgen wie zum Frauenarzt.

Nach inoffiziellen Schätzungen wird in dem arabischen Land, das die meisten Menschen im Westen eher mit schiitischen Milizionären, Bürgerkrieg und Terror in Verbindung bringen, zehn Millionen Mal pro Jahr im Dienste der Schönheit operiert. Vor allem Lippen à la Angelina Jolie stehen derzeit hoch im Kurs, erklärt Elie Schammas, der in einer Klinik in Beiruts Hasmija-Viertel operiert. "Frauen zwischen 48 und 56 Jahren lassen sich bei uns vor allem die Wangen aufpolstern, Nasenkorrekturen werden schon von 14-Jährigen angefragt", sagt er.

Schönheit um jeden Preis

"Früher gingen die Frauen heimlich zum Schönheitschirurgen, aber heute ist es gesellschaftlich so akzeptiert, dass sie auch mit blauen Flecken und Pflaster im Gesicht zur Arbeit gehen", erklärt Carol Schehab, die in einer Beiruter Galerie arbeitet. Sie selbst wirkt mit ihren blondierten langen Haaren und dem faltenfreien Gesicht alterslos. Schehab trägt bei der Arbeit eine enge Jeans, ein mit Strasssteinen besetztes Top und - wie die meisten Frauen in den reicheren Vierteln der Stadt - gefährlich hohe Absätze.

Die Galerie Agial (Generationen), in der sie arbeitet, zeigt diesen Sommer Gemälde der libanesischen Künstlerin Taghried Darghuth, auf denen Frauengesichter und -körper vor und nach der Schönheitsoperation zu sehen sind. Genau wie die Frauen, die sich bei La Posta zu Krebsfleischmus und Blanc de Blanc treffen, so haben auch die Frauen auf den Bildern von Darghuth alle etwas gemeinsam: Sie sehen traurig aus. "Ich bin nicht generell gegen Schönheitsoperationen, aber ich wollte zeigen, dass die Veränderung nicht immer positiv ist, und dass der Preis hoch sein kann", sagt die Künstlerin.

"Ich mache es für mich selbst"

Eine Nasenoperation kostet in Beirut etwa 2000 US-Dollar. Doch der Preis, das ist für die Malerin nicht das Geld, obwohl manche Banken inzwischen sogar Spezial-Kredite für Schönheits-OPs anbieten. Auch die 29-jährige Künstlerin möchte schön sein - sie ist geschminkt, ihre Augenbrauen sind schmal gezupfte schwarze Striche. Doch operiert ist sie nach eigener Aussage nicht. Weshalb viele Libanesinnen dem Schönheitskult verfallen sind, darüber lässt sich in Beirut trefflich streiten. Die Frauen, die sich operieren lassen, sagen: "Ich mache es für mich selbst."

Meine Brüste, mein Mann, mein Geld

Libanesinnen, die Schönheitsoperationen ablehnen, glauben, dass die anderen Frauen weder die Kosten noch die Schmerzen scheuen, die zum Beispiel eine Po-Operation mit sich bringt, weil sie Männern gefallen wollen. Doch die Männer haben eine andere Theorie. Sie vermuten, dass es den Frauen vor allem darum geht, andere Frauen neidisch zu machen, nach dem Motto: "Seht her, ich habe die tollsten Brüste, den reichsten Ehemann und keine Falten."

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Anne-Beatrice Clasmann, DPA

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