Es gehört schon eine große Portion Ignoranz dazu, in Zeiten von Belästigungs-Skandalen in der Größe von Harvey Weinstein ungefragt seinen Penis in der Öffentlichkeit zu zeigen. Doch die globale Debatte um sexuelle Übergriffe hielt einen australischen Musiker nicht davon ab, genau das zu tun. Kirin J. Callinan heißt der Mann, der bei einer Preisverleihung im australischen Sydney einfach seinen Schottenrock hob - und nichts darunter trug.
Die Aufmerksamkeit war ihm sicher, die Fotografen auf dem roten Teppich knipsten die Provokation geduldig ab. Die Aria-Awards - die australische Variante der Grammys - kennen Vorfälle wie diesen. Schon vor elf Jahren hatte genau dort der australische Moderator und Sänger Axle Whitehead sein Geschlechtsteil präsentiert. Was damals nur als ein unschöner Zwischenfall galt und als Rockstar-Gehabe abgetan wurde, wird heute intelligenter und kritischer hinterfragt. Zahlreiche Zuschauer beschwerten sich in den sozialen Netzwerken über den Exhibitionismus des Musikers.
Es war kein Witz, sondern sexuelle Belästigung
"Kirin Callinan zeigt uns seinen Penis, aber alles, was wir sehen, ist ein dreckiger kleiner Mann mit einem aufgeblasenen Ego und männlichem Anspruchsdenken", schrieb eine Twitter-Userin. Eine andere forderte die Verantwortlichen der Aria-Awards zum Handeln auf: "Wurde Kirin J. Callinan bei den Arias rausgeworfen, nachdem, was er getan hat? Denn allen seinen Penis zeigen ist wirklich nicht in Ordnung und sollte auch nicht als normal angesehen werden", schrieb eine andere.
Callinan ist bekannt dafür, Tabus zu brechen und mit bestimmten Vorstellungen von Männlichkeit zu spielen. Zahlreiche australische Medien debattierten hinterher über die Frage, ob er damit ironisch auf gefährliches Machotum aufmerksam machen wollte. Die Antwort fiel meist gleich aus: Was bleibt, sind zahlreiche Beobachter vor Ort und im TV, die unfreiwillig Callinans Penis gesehen haben. Und das ist nicht witzig, sondern nach australischem Recht auch strafbar: Auf Exhibitionismus stehen bis zu sechs Monate Haft.
