Staatsbesuch Queen Elizabeth und der Fauxpas von Chirac

Fauxpas für Frankreichs Präsident Chirac: Beim Staatsbesuch von Queen Elizabeth in Paris berührte er sie mehrmals mit dem Arm und zog damit den Unmut der britischen Presse auf sich.

Mit dem Besuch der berühmten Reitschule Cadre Noir von Saumur und einem Bad in der Menge hat die britische Königin Elizabeth II. am Dienstag ihren Staatsbesuch in Frankreich fortgesetzt. Ungeachtet aller Sicherheitsbedenken besuchte die 77-jährige Monarchin in Begleitung von Bürgermeister Bertrand Delanoe eine typische Pariser Einkaufsstraße nahe des Hallenviertels, wo Geschäftsleute sie mit einem Neun-Kilo-Schokoladenosterei und einem Blumenstrauß beschenkten.

Eine halbe Stunde lang schaute sich die in Taubenblau gekleidete Queen in der schmalen Rue Montorgueil um, wo hunderte Schaulustige hinter Absperrungen einen Blick auf die Monarchin zu erhaschen suchten. Gesprächsthema Nummer eins in der Wartezeit: Das Outfit von Präsidentengattin Bernadette Chirac, die die Queen am Vortag mit einem kühnen weißen Hut ausgerechnet in deren Paradedisziplin auszustechen versucht hatte. "Einfach ordinär", urteilte eine resolute Pariserin. Auch die britische "Times" zeigte sich "not amused".

Stelldichein der Stars

Am Montagabend hatte sich "Tout Paris" ein Stelldichein beim Staatsbankett im Elysee-Palast gegeben: Neben Ministern nebst Gattinnen und Topmanagern wie LVMH-Chef Bernard Arnault waren auch Filmstars wie die in Frankreich lebenden Charlotte Rampling und Kristine Scott-Thomas ("Der englische Patient") geladen, als Elizabeth in fließendem Französisch die Freundschaft beider Länder in Zeiten wachsender Unsicherheit beschwor.

Mit dem Staatsbesuch gedenken Frankreich und England ihres Freundschaftsvertrag, der "Entente Cordiale" vom 8. April 1904, in der die Nachbarn ihre Streitigkeiten über die Kolonialpolitik und damit ihre jahrhundertelangen Fehden beilegten - wenn auch nicht ihre kleinen Animositäten und Missverständnisse.

"Hände weg!"

So fing sich Staatspräsident Chirac umgehend einen Tadel der britischen Presse ein, weil er mehrfach mit seinem Arm den königlichen Rücken Elizabeth’ berührt haben soll. "Das könnte den Beziehungen zwischen Großbritannien und Frankreich mehr geschadet haben als alles andere von Waterloo bis zum Irak-Krieg", kommentierte die "Daily Mail" die despektierliche Geste des jovialen Präsidenten unter der Titelzeile: "Hände weg!"

Doch sonst schwelgte Paris in französisch-britischer Harmonie. Blumenhändler Jean-Francois Dayan in der Rue Montorgueil entfernte einfühlsam das Preisschild an seinem Strauß mit Feldblumen für die Queen, der Pariser Kardinal Jean-Marie Lustiger führte die Monarchin durch die nahe Kirche Saint-Eustache. Zuvor nahm sich die Pferdefreundin eine Stunde Zeit für die Vorführungen der Reitlehrer von Saumur, den Gralshütern der französischen Reitkunst.

Staatsbesuch geht am Mittwoch zu Ende

29 Offiziere der Republikanischen Garde zu Pferde begrüßten Elizabeth im Hotel Matignon, dem Amtssitz vom Premier Jean-Pierre Raffarin, wo sie und Gatte Prinz Philipp im bordeauxroten Bentley mit Rechtslenker zum Mittagessen vorfuhren. Am Nachmittag wollte die Königin den neuen Saal für britische Kunst im Louvre-Museum besuchen und sich im Senat mit Parlamentariern treffen. Ihr vierter Staatsbesuch in Frankreich geht am Mittwoch mit einem Besuch des Airbus-Werks in Toulouse zu Ende.

Uwe Gepp

PRODUKTE & TIPPS