Posthume Autobiografie Virginia Giuffre: Wie sie Prinz Andrew traf und den Sex mit ihm beschreibt

Prinz Andrew und Virginia Giuffre
Prinz Andrew lächelt, während er mit seinem linken Arm die junge Virginia Giuffre, die damals noch Roberts hieß, an der Taille umfasst. Das Foto soll Anfang 2001 aufgenommen worden sein. Hinter ihnen steht Ghislaine Maxwell
© Imago Images
In einer posthum erscheinenden Autobiografie erzählt Virginia Giuffre, wie sie in die Fänge von Jeffrey Epstein geriet. Auch über ihre Treffen mit Prinz Andrew verrät sie Details.

Virginia Giuffre beging am 25. April 2025 Suizid – nun erzählt sie in ihrer posthumen Autobiografie, die Ende Oktober erscheint, wie eine 16-Jährige aus Florida in die Welt der Mächtigen gezogen und Opfer von Jeffrey Epstein werden konnte, und wie sie Prinz Andrew traf. Die britische Tageszeitung "The Guardian" veröffentlichte bereits erste Ausschnitte.

So schildert Giuffre, wie sie im Jahr 2000 als 16-jährige und damals noch als Virginia Roberts in Donald Trumps Luxusresort Mar-a-Lago arbeitete. In einem Spa habe sie Handtücher aufgefüllt, Tee serviert und davon geträumt, eines Tages Massagetherapeutin zu werden. Dann trat eine Frau in ihr Leben, die alles veränderte: Ghislaine Maxwell.

Elegant, weltgewandt, mit britischem Akzent, so beschreibt Giuffre sie – Maxwell schien die Verkörperung jener Welt, von der Virginia nur träumen konnte. Sie versprach ihr einen Job bei einem reichen Freund, einem Mann, der angeblich "jemanden suche, der ihn auf Reisen begleitet". Der Name des Mannes war: Jeffrey Epstein.

Was Virginia an jenem Tag nicht wusste: Maxwell hatte sie in ein System von Manipulation und Missbrauch rekrutiert. Schon bei ihrem ersten Besuch in einem Haus an dem El Brillo Way in Palm Beach wurde sie demnach Zeugin einer verstörenden Szene – Epstein habe nackt auf einem Massagetisch gelegen, Maxwell wiederum habe sie angewiesen, ihn zu berühren. Kurz darauf begann eine Spirale sexueller Ausbeutung, aus der es kein Entkommen gab.

Bei einem Bewerbungsgespräch fragte Epstein sie offenbar, ob sie Geschwister habe, wo diese zur Schule gingen und erfuhr, dass sie von einem Freund der Familie misshandelt worden war und als Ausreißerin einige Zeit auf der Straße verbracht hatte. Doch Epstein stellte dem jungen Mädchen noch weitere Fragen, ob sie die Pille nehmen würde und wie ihr erstes Mal war. 

Jeffrey Epstein drohte offenbar Virginia Giuffre

Er versprach ihr Geld, Reisen und Bildung. Tatsächlich hielt er Virginia mit Angst und Drohungen gefangen. Die Informationen, die sie ihm einst gegeben hatte, verwandte er gegen sie, damit sich ihn nicht verlassen würde: "Wir wissen, wo dein Bruder zur Schule geht", habe er gesagt. "Und mir gehört die Polizei von Palm Beach." Bald musste sie nicht nur ihm, sondern auch seinen "Freunden" zu Diensten sein – Männern aus Politik, Wissenschaft und Adel. Einer von ihnen war Prinz Andrew, Herzog von York, schreibt sie.

Im März 2001 flog Maxwell mit Virginia nach London. In ihrem Stadthaus nahe dem Hyde Park sollte die 17-Jährige "einen besonderen Gast" treffen. Maxwell lächelte: "Wie Aschenputtel – du wirst heute Abend einen Prinzen kennenlernen."

Als Andrew eintraf, scherzte Maxwell über Virginias Alter. Der Prinz erriet richtig: 17. Das berühmte Foto, das später um die Welt ging, entstand an diesem Abend – Andrew mit dem Arm um Virginias Taille, Maxwell im Hintergrund. Nach einem Abendessen und einem Besuch im Nachtclub Tramp fuhr die Gruppe zurück zu Maxwells Haus. "Wenn wir nach Hause kommen, sollst du für ihn tun, was du für Jeffrey tust", sagte Maxwell zu Virginia.
In jener Nacht, so Giuffre, hatte sie Sex mit dem Prinzen. 

Die posthume Autobiografie legt erschreckende Details offen

Laut "The Guardian" schreibt Giuffre: "Ich ließ ihm ein heißes Bad ein. Wir zogen uns aus und stiegen in die Wanne, blieben aber nicht lange dort, da der Prinz es kaum erwarten konnte, ins Bett zu kommen. Er widmete sich besonders meinen Füßen, streichelte meine Zehen und leckte meine Fußgewölbe. Das war das erste Mal für mich, und es kitzelte. Ich hatte Angst, dass er dasselbe von mir erwarten würde. Aber ich hätte mir keine Sorgen machen müssen. Er schien es eilig zu haben, Geschlechtsverkehr zu haben. Danach bedankte er sich mit seinem abgehackten britischen Akzent. Soweit ich mich erinnere, dauerte das Ganze weniger als eine halbe Stunde". Am nächsten Morgen sagte Maxwell angeblich: "Das hast du gut gemacht. Der Prinz hatte Spaß." Epstein gab ihr 15.000 Dollar.

Es blieb nicht bei dieser Begegnung. Laut Giuffre sah sie Prinz Andrew noch zweimal. Einmal in Epsteins New Yorker Stadthaus – wo Epstein, Maxwell und andere Frauen dabei zusahen, wie Andrew mit einer Puppe posierte, die "aussah wie er" und ein weiteres Mal auf Epsteins Privatinsel Little Saint James in der Karibik.
Dort, schreibt Giuffre, habe eine Orgie stattgefunden – Epstein, Andrew, sie selbst und mehrere minderjährige Mädchen. Epsteins Pilot sagte später aus, Andrew sei im Juli 2001 mit Epstein und Giuffre von den Virgin Islands nach Palm Beach geflogen.

Jahre später, 2022, einigte sich Prinz Andrew außergerichtlich mit Virginia Giuffre, jedoch ohne Schuldeingeständnis, aber mit einer Zahlung in Millionenhöhe. Der Herzog von York bestreitet bis heute jede sexuelle Begegnung, behauptet, Giuffre nie getroffen zu haben.

Virginia Giuffre nahm sich am 25. April 2025 das Leben. Ihr Buch "Nobody's Girl: A Memoir of Surviving Abuse and Fighting for Justice" erscheint am 21. Oktober.

PRODUKTE & TIPPS

Mehr zum Thema