Nach seiner vorzeitigen Entlassung aus der Haft in Großbritannien wird Boris Becker in einem ersten TV-Interview Rede und Antwort stehen. Der 55-Jährige stellt sich in einem "Sat.1 Spezial" den Fragen des Moderators Steven Gätjen. Das Gespräch wurde vorab aufgezeichnet und wird am Dienstag um 20.15 Uhr ausgestrahlt.
Um sich auf das Interview vorzubereiten, hat Gätjen Becker im Huntercombe-Gefängnis bei London besucht. Dort hatte der Ex-Tennisstar mehrere Monate seiner Strafe abgesessen. Zu Beginn war er in der berüchtigten Haftanstalt Wandsworth untergebracht. "Dort sitzen ja nicht nur Menschen ein, die finanzielle Straftaten begangen haben, sondern auch Sexualstraftäter, Mörder und Menschen, die große Raubüberfälle begangen haben. Boris Becker erzählte mir, dass er große Angst davor hatte, in einer Sammelzelle zu landen. In den ersten vier Tage war er aber allein, hatte keinen Kontakt zur Außenwelt und war rund um die Uhr eingeschlossen in seiner Zelle, mit einer Stunde Ausgang pro Tag", sagte Steven Gätjen im Interview mit Sat.1. Vier Tage lang habe Becker nicht geduscht, sein einziger Wunsch sei es gewesen, zu arbeiten und an die frische Luft zu kommen. "Er hat gesagt, er hätte alles dafür gemacht."
Steven Gätjen: Boris Becker strebt nach seiner Haft einen Neuanfang an
Gätjen sagt, Becker habe im Gefängnis keinen Promi-Bonus genossen, sondern sei behandelt worden wie alle anderen Häftlinge. Die Zeit hinter Gittern und das Getrenntsein von seiner Familie hätten dazu geführt, dass er über sein Leben ernsthaft nachgedacht habe. "Ich hatte auf jeden Fall den Eindruck, dass ihn diese Erfahrung wirklich mitgenommen hat." Laut Gätjen sei Becker willens "aufzuräumen und viele Dinge klar zu stellen". "Bei unserem Treffen im Gefängnis hatte ich das Gefühl, dass jemand vor mir sitzt, der einen Neuanfang anstrebt", sagt der 50-Jährige.
Boris Becker aus der Haft entlassen: Die Höhe- und Tiefpunkte seines Lebens
Boris Becker war im April dieses Jahres wegen Insolvenzverschleppung von einem Londoner Gericht zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Nach rund sieben Monaten im Gefängnis kam er vorzeitig frei und profitierte dabei von einer Sonderregelung in Großbritannien. Ausländischen Häftlingen kann ein Teil der Strafe erlassen werden, wenn sie dafür das Land verlassen – so sollen die überfüllten britischen Haftanstalten entlastet werden. Boris Becker lebt zwar seit vielen Jahren in London, ist aber noch immer deutscher Staatsbürger. In Deutschland ist er jetzt straffrei, nach Großbritannien darf er vorerst nicht mehr einreisen.