Ihre Affäre mit dem britischen Kriegsminister John Profume wurde 1963 im prüden England zum SKANDAL und führte zum Sturz von Premierminister Harold MacmillanZur Person :
Christine Keeler, 57, lebt mit einem ihrer Söhne und einer Katze im Norden Londons in einer Eigentumswohnung. Ihren Lebensunterhalt bestreitet das frühere Partygirl mehr schlecht als recht aus den Tantiemen von Büchern und Fotos.
Werden Sie noch auf der Straße erkannt?
Nein. Ich sehe ja auch nicht mehr aus wie früher. Vor Jahren habe ich auf dem Land gelebt und in einer Schulküche gearbeitet. Ich mochte den Job und machte ihn gut. Dann hat mir der Direktor über Nacht gekündigt. Er hatte herausgefunden, wer ich bin.
Warum haben Sie jetzt Ihre Memoiren veröffentlicht?
Ich möchte meine Lebensgeschichte zurechtrücken, solange ich lebe. Ich wurde als Schlampe, Callgirl oder Hure dargestellt. Es heißt, alles habe sich bei mir nur um Sex gedreht. Das stimmt nur bis zu einem gewissen Punkt. Ich habe meine Liebe großzügig verteilt. Das ist meine Natur.
Immerhin haben Sie zugegeben, von Douglas Fairbanks jr. Geld für Sex erhalten zu haben.
Das war im Herbst 1960, und ich bin darauf wahrlich nicht stolz. Meine Freundin Mandy Rice-Davis und ich trafen ihn in einem Londoner Club mit Gästezimmern und hatten einen heißen Dreier. Er hat sogar Fotos gemacht. Ich würde übrigens gern wissen, wer die heute hat. Anschließend bot er uns Geld an. Aber schon damals hatte ich einen Job als Model. Ich habe auch in Deutschland gearbeitet, für Camay-Seife.
Wie soll man Sie in Erinnerung behalten?
Als das moralische Mädchen, das ich immer war. Ich war 19, kam vom Land und war furchtbar naiv, als ich in London ins Zentrum eines Kalten-Kriegs-Spionagethrillers rückte. Mein Freund Stephen Ward stellte sich als Spion für die Sowjets heraus. Er arrangierte, dass ich gleichzeitig mit dem sowjetischen Militärattache Jewgeni Iwanow und dem britischen Kriegsminister John Profumo schlief. Ich sollte von Profumo herauskriegen, wo die Amerikaner in Deutschland ihre Atomwaffen stationiert hatten. Ich wurde zum Spion, ohne mein Land verraten zu wollen.
Das brachte Sie auch ins Gefängnis.
Vor allem brachte es mir den Hass des britischen Establishments ein, weil ich so viel Intimes über die Spitzen des Staates wusste und indirekt eine Regierung gestürzt habe. Ich musste sogar um mein Leben fürchten.
Dennoch blieben Sie hauptsächlich als Partygirl und Sexsymbol der Londoner Swinging Sixties in Erinnerung.
Im Nachhinein scheint es, als habe ich die Sünden einer ganzen Generation verkörpert. Dabei war ich stets ein normales Mädchen, das ein bisschen Spaß haben wollte.
Normale Mädchen hätten kaum die Möglichkeit gehabt, so nahe an Prominente zu kommen wie Sie. Etwa an Beatles-Drummer Ringo Starr.
Wir haben in meiner Wohnung miteinander geschlafen, als plötzlich mein damaliger Freund vor dem Bett stand. Ringo hat übrigens eine Woche später geheiratet.
Sie waren zweimal verheiratet und haben zwei Söhne. Aber Sie scheinen mit Männern nie viel Glück gehabt zu haben.
Leider. Nun lebe ich mit meinem jüngeren Sohn und einer Katze zusammen.
Haben Sie Ihren Ruhm wenigstens ordentlich versilbert?
Viele Leute haben viel Geld mit mir verdient. Ich habe nur wenig, aber ich will mich nicht beklagen. Ich bleibe zu Hause und löse Rätsel. Oder ich schaue Formel 1. Euer Michael Schumacher ist der Größte.
Woran denken Sie, wenn Sie heute das berühmte Bild mit dem Stuhl betrachten?
Dass ich mich furchtbar verrenken musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Auch wenn das jetzt für viele Männer eine Enttäuschung ist: Ich war nicht nackt. Ich hatte einen weißen Schlüpfer an.