was-macht-eigentlich Günter Mast

Der Diplomvolkswirt, der bis 1997 die Geschicke - und die Werbung - des Likörunternehmens Jägermeister bestimmte, gilt als Erfinder der Trikotwerbung im deutschen Fußball

Der Diplomvolkswirt, der bis 1997 die Geschicke - und die Werbung - des Likörunternehmens Jägermeister bestimmte, gilt als Erfinder der Trikotwerbung im deutschen FußballZur Person :

Der 73-jährige Mast - hier mit Hündin Una - lebt mit seiner zweiten Frau Irma in der Heide und am Karwendel, wo er jeweils Forstbetriebe unterhält. 1977 posierte er mit dem Firmenprodukt

stern: Sie trinken heute noch Jägermeister, weil

Mast: ich dem Unternehmen 46 Jahre lang aktiv verbunden war und ihm bis zu meinem Ende treu sein werde.

stern: Haben Sie sich all die lustigen Werbesprüche damals wirklich selber ausgedacht?

Mast: Nein, nicht alle. Aber es gab keine Anzeige, die nicht von mir abgesegnet wurde. Ich habe immer sehr gründlich darauf geachtet, ob die Person glaubwürdig ist und der Spruch dazu passt.

stern: Und welche Kombination gefiel Ihnen am besten?

Mast: Na, Sie sind gut, es gab über 3000! Aber ich erinnere mich gern an eine Anzeige im »Playboy«. Eine attraktive, keineswegs fragwürdig aussehende Dame sagte: »Ich trinke Jägermeister, weil ich zwar den Numerus Clausus nicht geschafft habe, wohl aber die Nummer mit Klaus.« Das fanden manche Menschen damals sehr unzüchtig.

stern: Schlimmer waren diese Scherzpostkarten mit armen, kiffenden Kindern, die Jägermeister trinken mussten, weil ihr Dealer gerade im Knast war

Mast: was weit unter die Gürtellinie ging. Ich musste immer wieder erklären, dass wir nichts damit zu tun haben. Das kam von Leuten, die politisch ganz weit links stehen. So was lässt sich leider nicht vermeiden, wenn man mit einer Marke einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht.

stern: Anfang der Siebziger machten Sie als Erster Werbung auf Fußballtrikots und schickten Eintracht Braunschweig mit dem Hirschkopf auf Torejagd.

Mast: Was damals noch verboten war. Also haben wir getrickst: Das Vereinsemblem der Eintracht, ein Löwe, wurde per Satzungsänderung durch den Hirschkopf ersetzt. Trotzdem gab's Ärger mit dem DFB, der in einem Prozess gipfelte. Der Streit kam aber nicht nur unserer Firma zugute, sondern auch anderen Mannschaften: Seitdem darf jeder Trikotwerbung machen.

stern: Dass die Vereine heute damit Millionen scheffeln, haben sie also Ihnen zu verdanken?

Mast: So sieht's wohl aus. Aber die Summen, die inzwischen gezahlt werden, halte ich für total überzogen. Kein Wunder, dass manche Spieler abheben.

stern: Sind Sie kein Fußballfan mehr?

Mast: Nein, das bin ich nie gewesen. Ich war zwar Mitte der Achtziger mal Präsident von Eintracht Braunschweig, aber nur, weil der Verein eine vernünftige Führungsperson brauchte.

stern: Warum sind Sie Ende 97 als Aufsichtsratsvorsitzender von Jägermeister zurückgetreten?

Mast: Ich habe 1952 in dem Unternehmen angefangen, Jägermeister zu Deutschlands größter Spirituose gemacht und auf den Weltmarkt gebracht - in den USA beispielsweise kriegen Sie den überall. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich erreicht habe, und es war mit 71 einfach Zeit, sich zur Ruhe zu setzen.

stern: Seitdem macht Herr Jägermeister nur noch Jagd auf Hirsche?

Mast: Das auch, ja. Ich bin begeisterter Jäger, vor allem aber kümmere ich mich um meine beiden Forstbetriebe in der Lüneburger Heide und in Oberbayern.

stern: Sie haben drei Söhne aus erster Ehe. Wollte keiner Ihre Nachfolge antreten?

Mast: Nein. Ich war ja auch nie am Unternehmen beteiligt und hatte deshalb keinerlei familiären Ansprüche.

stern: Das alte Braunschweig-Trikot ist heute wieder hip, die Techno-Kids zappeln darin durch die Discos und kippen Jägermeister dazu - ist das in Ihrem Sinne?

Mast: Na ja, ich werde mit meinen 73 Jahren nicht mehr mittanzen. Aber wenn die jungen Leute Jägermeister zum Kult erklären, habe ich natürlich nichts dagegen. Und es ist nun mal ein Getränk, mit dem es sich fröhlich zechen lässt.

stern: Verraten Sie uns das Rezept?

Mast: Ich bin doch nicht verrückt! Außerdem: Es ist so komplex, dass ich's gar nicht zusammenkriegen würde.

Interview: Ulrike von Bülow

PRODUKTE & TIPPS