was-macht-eigentlich Stirling Moss

Der Brite gilt vielen noch heute als bester Formel-1-Fahrer aller Zeiten. Der Sohn rennsportbegeisterter Eltern hatte als Springreiter begonnen, ehe er mit 15 Jahren aufs Auto umstieg. Ein Unfall beendete 1962 seine Karriere

Der Brite gilt vielen noch heute als bester Formel-1-Fahrer aller Zeiten. Der Sohn rennsportbegeisterter Eltern hatte als Springreiter begonnen, ehe er mit 15 Jahren aufs Auto umstieg. Ein Unfall beendete 1962 seine KarriereZur Person :

»Sir« Stirling Moss, erst vor kurzem von der Queen geadelt, vor seinem deutschen Kleinwagen. Der 70-Jährige lebt mit seiner dritten Frau in London

stern: »Sir« Sterling, wie hört sich das für Sie an?

Moss: Wunderbar, aber noch immer äußerst ungewohnt.

stern: Es hat ja ziemlich lange gedauert, bis Sie den Ritterschlag erhielten. Schließlich haben Sie schon 1962 nach einem Unfall Ihre Karriere beendet.

Moss: Im Nachhinein bin ich froh, dass es nicht früher passierte. Noch vor etlichen Jahren hätte meine damalige zweite Frau davon profitiert, wäre zur Lady geworden. Sie war wirklich keine. Meine dritte Frau ist eine Lady, ihr gebührt der Titel.

stern: Heutzutage wird im Königreich ja jeder Gebrauchtwagenhändler, der lange genug an Parteien spendet, zum Sir erhoben.

Moss: Mag sein, trifft mich aber nicht. Denn das Geld, das ich verdiene, gebe ich nur äußerst ungern wieder her.

stern: Leben Sie gut von Ihrem Ruhm?

Moss: Ich verkaufe meine Zeit und mache ganz unterschiedliche Sachen wie Werkstatteröffnungen oder Vorlesungen.

stern: Was kosten Sie denn?

Moss: 4000 Pfund (13 000 Mark) pro Tag, Spesen extra. Wenn Sie heute einen Formel-1-Fahrer wie Michael Schumacher engagieren wollen, kostet das viel, viel mehr.

stern: Was würden Sie für Geld nicht machen?

Moss: Ich werbe nur für Sachen, die ich selbst verwende. Etwa für eine Autopolitur.

stern: Sie haben aber auch für Zigaretten geworben, obwohl Sie nicht rauchen.

Moss: Deshalb hieß die Anzeige: Wenn ich rauchen würde, dann würde ich Craven A rauchen. Ich habe auch für Haarteile geworben: Wenn ich jemals ein Haarteil verwenden würde, dann nur so und so. Sie müssen wissen, meine Glatze ist mein Markenzeichen.

stern: Neben Ihrer legendären Fähigkeit, aus wirklich allem clevere Geschäfte zu machen.

Moss: Ich musste schon während meiner aktiven Zeit immer nebenher Geld verdienen, um mir Rennfahren leisten zu können. Das ist mir stets gelungen, und diese Tüchtigkeit hat mir ein fantastisches Leben ermöglicht: fahren, reisen, interessante Menschen kennen lernen, vor allem interessante Mädchen.

stern: Können die heutigen Spitzenfahrer wie Schumacher oder Mika Häkkinen noch so ein Genussleben führen wie Sie damals?

Moss: Die haben sicherlich nicht diesen Spaß, wie wir ihn hatten. Ich möchte mit keinem von den beiden tauschen. Aber ihre Einkommen - die hätte ich schon gern. 1961 war ich der höchstbezahlte Fahrer und gewann 56 Rennen. Dafür habe ich umgerechnet 1,6 Millionen Mark kassiert.

stern: Dafür würde Schumacher wohl kaum seine feuerfesten Handschuhe anziehen.

Moss: Das sind für ihn doch nur Peanuts. Ich habe ihn übrigens einmal getroffen. Er ist zweifellos der beste Fahrer und eine Klasse für sich.

stern: Sie verfolgen also noch den Formel-1-Sport?

Moss: Das ist doch längst kein Sport mehr. Nur Zirkus, Show und Geld. Außerdem ist er nicht mehr gefährlich genug.

stern: Sterben zu wenige Fahrer?

Moss: Das meine ich natürlich nicht. Aber für mich war Teil der Faszination und des Spaßes immer auch die Gefahr, in der ich schwebte. Es ging nicht nur um Ruhm und Geld, es ging auch um dein Leben. Das empfanden meine damaligen Konkurrenten auch nicht anders.

stern: Gibt es solche Typen heute noch?

Moss: Ach was. Ich habe in den Fünfzigern in Australien einmal von meinem schärfsten Rivalen Jack Brabham dessen Ersatzauto bekommen, weil meines kaputtging. Können Sie sich vorstellen, dass Schumacher das mit Häkkinen macht?

stern: Schumi würde von Ferrari zumindest teilentmündigt.

Moss: So was ist heute völlig unvorstellbar. Damals gab es noch wahre Kameradschaft. Ich habe zum Beispiel auf der Party zu meinem 21. Geburtstag eine tolle Brünette getroffen. Sie war, so stellte sich heraus, das Geschenk eines anderen Fahrers.

stern: Sie haben das Präsent natürlich abgelehnt.

Moss: Von wegen. Daraus wurde übrigens eine ziemlich lange Affäre.

INTERVIEW: BERND DÖRLER

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