16.418 Mädchen haben sich um den Titel Germany’s Next Topmodel beworben. Drei haben es bis ins Finale geschafft. Nur: Interessiert es uns wirklich, wer gewinnt? Was aus Lena Gercke, der Vorjahressiegerin, geworden ist, kümmert uns doch auch nicht, oder? Mal ehrlich: Uns geht es gar nicht darum, wer am Ende Topmodel wird. Wir wollen etwas ganz anderes: nämlich durch das Schlüsselloch des Modelbusiness spähen; sehen, wie sich junge Dinger dem gnadenlosen Urteil von Fachleuten stellen; hören, wie Möchtegern Beauties gesagt wird, dass sie nicht schön genug seien. Und wir wollen dabei sein, wenn aus bräsigen Mädchen vom Lande knallharte High Fashion Queens werden.
Schönes Frösche küssen
Dass der Blick, den uns Heidi Klum dabei auf die Welt der Models offeriert nicht immer authentisch ist, verzeihen wir ihr gerne. Die Show enthält den einen oder anderen dramaturgischen Kniff, der herzlich wenig mit dem Business zu tun hat. Aber egal, Hauptsache es ist unterhaltsam: So schauen wir mit Genuss zu, wie wunderschöne Mädchen sich als Schauspielerinnen versuchen und sich dabei völlig zum Horst machen. Wie sie für einen Werbespot Frösche knutschen und dabei mit verklärtem Blick beteuern, dass das der Job sei, von dem sie schon immer geträumt hätten.
Strahlende Dummheit
Und wie herrlich ist es, wenn angehende Topmodels ihren Intellekt gebrauchen! Bei einem Hotelaufenthalt in den USA stehen die Finalistinnen Anni und Barbara vor einem Foto des jungen Ronald Reagan. Anni: "War Reagan nicht Präsident?" Barbara: "Ja, ich glaube, während des ersten oder zweiten Weltkriegs." Herrlich! We love that you entertain us! Da denkt man sich als Durchschnittsfrau hämisch: Schönheit ist eben nicht alles.
Aber selbstverständlich genießen wir nicht nur unsere Schadenfreude – wir sind ehrlich ergriffen, wenn aus dem hässlichen Entlein ein schöner Schwan wird. Wir lassen uns verblüffen, wenn Mädchen, die nicht geradeaus laufen können, auf Fotos wirken, als sei der Begriff Eleganz nur für sie erschaffen worden. Und wir jubilieren, wenn böse Intrigantinnen auffliegen und ihre Koffer packen müssen. Denn unter den Mädchen wird gezickt, gezankt und gepetzt was das Zeug hält. Der Denver Clan war nichts dagegen.
Endloses Vergnügen
Zwölf Wochen lang hingen wir jeden Donnerstag um viertel nach Acht vor dem Fernseher und verfolgten den Kampf der Mädchen. Wir zitterten mit unserer Favoritin, denn jede Woche musste eine gehen. Und all das soll heute zu Ende sein? Wir würden lieber das Trainingscamp der Anwärterinnen in einer Endlosschleife sehen. Catwalk-Coach Bruce Darnell müsste seine Girls immer und immer wieder über den Laufsteg scheuchen und schreien: "Mehr Sex, ich will mehr Sex von Euch!” Und Modelagent Peyman Amin dürfte nicht aufhören zu hetzen, wie langweilig und ungeeignet er die Mädchen findet. Gott sein Dank, es gibt einen kleinen Trost: Nach dem Erfolg der zweiten Staffel, ist die Fortsetzung schon in Planung. Anfang 2008 wird sie ausgestrahlt. Ob wir uns bis dahin noch an die Siegerin des heutigen Abends erinnern können?