So leicht und sanft wie die Schneeflocken, die Christian Lacroix während seines Pariser Haute-Couture-Defilees auf die rund 500 Journalisten rieseln ließ, waren auch seine Kreationen für Herbst-Winter 2005/2006: In zarten Seiden-, Organza- und Mousseline-Abendkleidern schwebten seine Models über den Laufsteg. Die einzige Konzession, die Lacroix an die kalte Jahreszeit machte, waren die kleinen Pelze, die dezent die raffinierten Halsausschnitte und Ärmelenden zierten. Ansonsten läuteten bei Lacroix die warmen Pastellfarben Lila, Hellblau und Zartrosa eher den Frühling als den Winter ein.
Die Kollektion des französischen Stardesigners wurde mit besonders viel Spannung erwartet, denn die Luxusmarke wurde zu Beginn des Jahres wegen unzureichender Rentabilität an den amerikanischen Duty-free-Händler Falic Group verkauft. "Wenn es mit diesem neuen Vertrag nicht klappt, dann bin ich wirklich selber Schuld", sagte Lacroix vor wenigen Tagen. Nach diesem Defilee braucht er sich jedoch keine Sorgen machen: Presse und Kunden waren von seinen Traumkreationen hellauf begeistert.
Lacroix bleibt Neoromantiker
Auch diesmal blieb Lacroix mit seinen auffälligen Abendkleidern mit Zipfelrock und geraffter Doppelfalte sowie den mit Strass und Pailletten bestickten Bustiers seinem Ruf als Neoromantiker treu. Seine weißen Spitzenblusen mit schwarzen Veloursgürteln knapp unter der Brust, seine verzierten Boleros, Volantröcke und schwarzen, eng anliegenden Taillenhosen spielen auf seine südfranzösische Herkunft und seine Faszination für Spanien und den spanischen Maler Francisco de Zurbaràn (1598-1664) an.
Auch seine Mäntel brachten mit Farben wie Türkis und Marineblau Sonnenschein in die Herbst- und Winterkollektionen 2005/2006. Besonders originell wirkten die mit einer riesigen Schleife verzierten bodenlangen Organza-Capes sowie die "Ballonmäntel" - knielange, weit ausgestellte und halbkreisförmige Mäntel mit breitem Rückengürtel.
Sirop setzt auf das klassische Abendkleid
Wie auch bei den vergangenen Schauen spielte Dominique Sirop wieder mit erlesenen Stoffen und eleganten Schnitten. Der erfolgreiche Newcomer setzte vor allem auf Abendkleider mit herrlichen Farbkontrasten. Sehr schön waren seine Diana-Modelle aus braunem Unter- und orangefarbenem Oberkleid sowie die grün-gelben Schleppen-Kreationen.
Givenchy feiert Comeback
Ein weiterer Höhepunkt der Pariser Haute-Couture-Schauen war auch das Defilee des Luxushauses Givenchy, das mit seiner Herbst-Winter- Kollektion seine Rückkehr feierte. Die erstmals von dem italienischen Designer Riccardo Tisci entworfene Kollektion war ein großer Erfolg: Ein Stil zwischen Klassik und Moderne, der die Frau in enge schwarze Mohair-Kleider hüllt oder in Ballon- oder Bustierabendkleider aus Organza und Seidenkrepp mit reichen Pailletten- und Kristallstickereien. Das 1952 gegründete Haus konnte an den vergangenen Schauen nicht teilnehmen, weil es keinen Nachfolger für den Briten Julien Macdonald gefunden hatte.
Gleich ob Dior, Lacroix, Chanel oder Armani, die Topdesigner setzten auch bei den aktuellen Schauen wieder auf tragbaren, unaufdringlichen Luxus und raffinierte Eleganz.