Der Kampf um die Pariser Modekrone ist sechs Monate nach dem Rücktritt von Yves Saint Laurent eröffnet. Wer Anspruch auf den Titel erhebt, war am Donnerstag klar - Jean-Paul Gaultier. Das frühere ?Enfant terrible? der Haute-Couture-Szene begeisterte die Zuschauer mit einer Kollektion zwischen Vergangenheit und Zukunft. Aber der 50-Jährige hat starke Konkurrenz: Givenchy fand mit dem jungen Designer Julien McDonald zur klassisch-innovativen Linie zurück; Christian Lacroix begeisterte ebenso wie Emanuel Ungaro mit farbenfrohen Kreationen das Publikum.
Topmodels für Gaultier auf dem Laufsteg
Wie sonst YSL zeigte auch Gaultier diesmal seine Kollektion am Ende der Haute-Couture-Modeschauen, die am Montag begonnen hatten. Topmodels wie Carla Bruni führten seine Kreationen vor, zum Beispiel einen über der Brust gekreuzten Pelzschal zur mit Perlen verzierten schwarzen Hose. Oder eine Bluse mit aufdruckter nackter Brust zu einem dunklen, schlicht geschnittenen Kostüm. Natürlich fehlten auch Mieder und Bustiers aus Metall nicht - wie die, mit denen Gaultier Ende der 80er Jahre bekannt geworden war. Fast klassisch dagegen wirkte das rotbraune Leder-Shirt mit Flatterärmeln zur Jeans oder die kurze, blaue, silberbestickte Jacke zum Abendkleid aus großen schwarzen Blüten.
Festliches bei Givenchy
McDonald hatte bei seiner Kollektion offensichtlich vor allem das Feiern im Sinn. Für die zwanglose Party bietet er den engen schwarzen Leder-Hosenanzug mit geschlitztem Bein an, für festliche Anlässe zum Beispiel eines der kurzen Kleider aus Seide - in Pink oder Gold. Oder den pinkfarbenen, einteiligen Hosenanzug mit langem Reißverschluss und passender Fransenjacke. Wer etwas für den Opernball sucht, ist bei Givenchy vielleicht nicht an der richtigen Adresse, aber alle anderen sind gut bedient. Wie wäre es zum Beispiel mit dem Minikleid aus goldenen Fransen, kombiniert mit einer langen schwarzen Weste? Oder einem Faltenrock mit Lederjacke im Militär-Look? Und immer wieder sind Pelz und Federn zu sehen.
Lacroix setzt auf Kostbares
In Farben und kostbaren Stoffen schwelgte Christian Lacroix. Einen roten Hosenanzug aus Seide zierten am Bein breite Goldborten; pinkfarbene Pailletten schmückten das als Tunika geschnittene Oberteil. Zu gepunkteten Hosen mit blauglänzendem Gürtel kombinierte der Modeschöpfer einen langen weißen Wollmantel mit üppiger Goldstickerei und Federkragen. Dazu trugen die Models riesigen Hüte - meist in Rot oder Pink. Masken wie beim Karneval in Venedig verdeckten ihr Gesicht.
Herren-Mode von Scherrer
Scherrer-Designer Stephane Rolland zeigte zum ersten Mal auch Haute-Couture-Herrenmode und ließ sich dabei von argentinischen Gauchos inspirieren: Anzüge mit weiten Hosen, Rüschenhemden, Hosen mit angesetzten Trägern. Bei seinen Kreationen für die Damen stand der Tango Modell - Schwarz ist seine bevorzugte Farbe, zu Röcken und Hosen kombinierte er bestickte Bolero-Jäckchen. Ein schwarzes Samtband verziert Ärmel, Knopfleiste und Saum eines blauen Kostüms. Ein schlichtes schwarzes Samtkleid lockt mit einem »Hingucker«: einem Schlitz, der die untere Hälfte der Brust enthüllt.