Kasia, wie und wann wurdest du entdeckt?
Ich wurde nicht wirklich entdeckt. Sondern habe dafür gesorgt, dass ich entdeckt werde. Der erste Schritt war, dass ich ein Foto von mir zu einem polnischen Magazin geschickt habe, das mit einer Modelagentur zusammen arbeitete. Erst mal nur aus Spaß. Ich war 16 Jahre alt und hatte nicht die Erwartung, dass dabei etwas Großes rauskommt. Nach einem Jahr warten, wollte mich die Agentur dann plötzlich treffen. Ich erinnere mich, dass ich damals sehr schüchtern war.
Damals, das war in den Neunzigern. Was verbindest du mit dieser Zeit?
Ich war noch ein Teenager. Auf meinen großen, schlanken Körper war ich nicht unbedingt stolz. Ich war schüchtern und verunsichert. Die Mode der Neunziger kam mir gerade recht. Vor allem der "Baggy Style". Ich hörte Hip Hop und trug weite Jeans, tief sitzend auf den Hüften zu Kapuzenpullover, Käppies und Jeansjacken, da konnte ich mich drin verstecken. Gleichzeitig war ich innerlich auch noch ein Kind. Alles war magisch, bunt und lustig knubbelig.
Magisch und bunt geht es auch jetzt in deinem Leben zu, wenn man sich zum Beispiel deine Auftritte bei der Victoria's-Secret-Show ansieht.
Stimmt. So gesehen ist mein Leben manchmal wie ein Märchen, wofür ich sehr dankbar bin. Und jede Show hat ihre lustigen Momente. Ein bisschen fühlen sich die Modewochen und großen Shows an, wie eine Klassenfahrt.
Ja? Wenn man sich Sendungen wie "Germany's next Topmodel" ansieht, gewinnt man den Eindruck, es ist nahezu unmöglich echte Freunde im Modelbusiness zu haben.
Es ist hart auf der einen Seite weil die Konkurrenz enorm ist, auf der anderen Seite, versteht dich niemand so gut, wie ein anderes Model. Teilweise sind wir zusammen in diesem ja auch oft harten Business groß geworden. Das schweißt zusammen. Viel Zeit für Freundschaft hat man aber auch leider nicht, ständig ist man am Reisen und wenn man Zeit hat macht man Sport um sich auf Shows wie z.B. Victoria's Secret vorzubereiten.
Klingt hart.
Flughäfen sind mittlerweile mein zweites Zuhause und ich verbringe viele Nächte allein in Hotels irgendwo auf der Welt. Manchmal fühle ich mich einsam.
Was tut man gegen die Einsamkeit?
Wenn ich mal Zeit habe, koche ich für meinen Freund und ich versuche mindestens drei Mal im Jahr zu meinen Eltern und meiner Schwester nach Polen zu fliegen. Zuhause ist für mich, wenn meine Mutter mich umsorgt. Mal ehrlich, es gibt nicht Besseres. Ach so und man hängt natürlich oft am Handy. Was meine Mutter kritisiert. Sie meint ich sei handysüchtig.
Was machst du denn die ganze Zeit mit deinem Handy?
Ich maile und chatte viel. Es sind aber auch die neuen Medien. Ich lese viel online und bin super neugierig. Wahrscheinlich wäre ich wohl auch Journalistin geworden, wenn es mit dem Modeln nicht geklappt hätte.
Beeinflusst das Internet auch deinen modischen Geschmack?
Auch. Aber noch viel mehr die Modeschauen, bei denen ich mitgelaufen bin. Wenn ich mich an die letzten Fashionweeks erinnere, habe ich jetzt den Eindruck momentan ist modisch betrachtet eine spannende Zeit. Die Mode erinnert an die Vergangenheit. Die Vierziger, Fünfziger, Sechziger, Siebziger, Achtziger, Neunziger - alles ist wieder da. Neu kombiniert und dadurch aber auch sehr modern.
Momentan gehörst du zu den bestbezahltesten Models der Welt. Falls sich das ändern sollte, hast du einen Plan B?
Nein. Ich könnte nicht sagen, was ich in zehn Jahren tue. Wirklich. Ich plane nie irgendetwas. Ich glaube, die Zukunft ist nicht planbar. Genauso wenig wie die Mode. Alles zu seiner Zeit.
Würdest du sagen, Mode ist eine Art Ersatzreligion?
Ja, ich habe Leute getroffen, die leben das so.
Du auch?
Nein. Ich glaube nicht an Mode im Sinne von Religion. Ich glaube an gute Menschen.
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