"You don't need bigger boobs", lautet die Lebensphilosophie des Sapiosexuellen, "you need to read better books." Du brauchst keine größeren Brüste, du musst nur bessere Bücher lesen. Ein Leitsatz für all jene, die beim potenziellen Partner nicht auf das Aussehen, sondern auf das geistige Vermögen achten.
Damit sind nicht die guten, alten "inneren Werte" gemeint, sondern konkret, nun ja: das Gehirn. Denn für Sapiosexuelle steht beim Dating die Intelligenz an erster Stelle. Dumme Menschen törnen sie ab. Mit jemandem ins Bett gehen, der nicht den eigenen intellektuellen Ansprüchen entspricht? Für diese Menschen undenkbar.
Wissenschaftler finden es eher fragwürdig
Obwohl das Wort ziemlich wissenschaftlich klingt – Sapiosexualität leitet sich vom latenischen Begiff sapere (= wissen) ab –, ist das Phänomen in der Fachwelt mehr als umstritten. Wissenschaftler tun das Ganze als fragwürdigen Neologismus ab, als Vorliebe, als bloßen Trend. Allein: Sapiosexuelle werden dir erzählen, dass die Sache ernster ist.
Immerhin gibt es inzwischen nicht nur eine spezielle Dating-App (Sapio), auch eine flächendeckende Datingwebseite wie "OkCupid" führt Sapio als sexuelle Orientierung und verortet es damit gleichberechtigt neben Gay, Bi, Queer.
Sapiosexuell: Klugheit gilt bei vielen als attraktiv
Wissenschaftlich ist das nicht haltbar: Sapiosexuell zu sein, ist bloß eine Präferenz. Wer für Bücherwürmer besondere Gefühle entwickelt, hat nicht mehr als eine Neigung, die er zudem mit vielen, vielen Menschen auf dieser Welt insofern teilt, dass Klugheit, Bildung, Belesenheit allgemein als reichlich attraktiv gelten.
Trotzdem ist es umso bedenklicher, wenn Leute über den Begriff der Sapiosexualität versuchen, sich sozial abzugrenzen. Wer seine Neigung also allzu prominent vor sich her trägt, macht sich im Zweifel der Arroganz und Intoleranz verdächtig. Und um solche Leute kann man natürlich gleich einen großen Bogen machen. Egal, worauf sie stehen.
