Unsere Generation ist von sozialen und medialen Normen so stark beeinflusst, wie noch keine zuvor. Die Folge: Wir werden immer kritischer mit uns selbst. Für die Schönheit greifen wir sogar zu drastischen Mitteln: 2017 wurden in Deutschland 32.647 Schönheits-OPs durchgeführt, in den sozialen Medien lässt sich beobachten, dass vor allem junge Frauen ihre Fotos stark bearbeiten. Selbstliebe wird hingegen oft mit Selbstverliebtheit gleichgesetzt und viel zu häufig negativ konnotiert. Das muss sich ändern!
Nur wie? Diese Frage habe ich mir gestellt, als eine Freundin von mir sich immer öfter über ihren Körper beschwert hat. Nicht nur über ihr Körpergewicht, sondern auch über Eigenschaften, die sie, selbst wenn sie wollte, gar nicht ändern könnte, wie zum Beispiel ihre Arme, die sie zu kurz findet. Ich glaube, dass das Einzige, was hilft, mehr Menschen dazu zu bringen, sich selbst zu schätzen und zu lieben, ist: immer weiter darüber zu sprechen.
Deshalb gibt es jetzt "Bin ich schön?" – den neuen NEON-Podcast.
Der Podcast beginnt da, wo die Zweifel täglich aufkommen: Im Gespräch mit Freundinnen über die Selbstwahrnehmung. In jeder Folge nehme ich einen anderen Aspekt unter die Lupe und spreche mit Betroffenen oder Experten wie der Influencerin Aminata Belli oder der Sexualtherapeutin Nele Sehrt. In den zu den Folgen gehörigen Videos geht es in die Tiefe: Wie läuft ein Beratungstermin beim Schönheitschirurgen ab? Ich habe es ausprobiert. Wie geht man damit um, nicht den Schönheitsidealen zu entsprechen? Das weiß Ilka Brühl, die mit einer Gesichtsspalte auf die Welt kam. Interviews, Selbstversuche und Geständnisse nehmen euch mit auf eine Reise zur Selbstakzeptanz.
Was hindert uns daran, uns selbst zu lieben?
Dafür müssen wir ganz schön viel Gelerntes hinter uns lassen. Schon als Kind bekommen wir von unserem Umfeld gezeigt, wie wir als Frauen auszusehen haben: In Zeichentrickserien sind weibliche Charaktere meist Prinzessinnen, meist dünn, meist weiß und so gut wie immer makellos. Die wenigsten Mädels wollen aussehen wie die Meerhexe Ursula aus "Arielle". Wir lernen schon als Kinder, dass es hübsche und hässlicheMenschen gibt. Meine Mutter erzählt immer wieder gerne, wie mein kleiner Bruder im Kleinkindalter lauthals an der Supermarktkasse geschrien hat, "Mami, schau mal! Das ist aber eine hässliche Frau!". Wir merken spätestens in der Grundschule, dass die hübschen Mädchen mehr Freunde haben, dass man selbst mit den hübschen Mädchen befreundet sein möchte. Dass das Ganze im Teeniealter nicht besser wird, brauche ich euch wahrscheinlich nicht zu erzählen.
Auch als Erwachsener hat man erwiesenermaßen Vorteile im Leben, wenn man als konventionell schön gilt. "Seit den 70er Jahren gibt es Untersuchungen die das ganz klar zeigen: Attraktive Gesichter werden für intelligenter, freundlicher, geselliger, zuverlässiger, sogar ehrlicher gehalten, als unattraktive Gesichter.", sagt Attraktivitätsforscher Martin Gründel, Professor an der Hochschule Harz. Das Schlimme sei, dass das ein großer Effekt ist und keine Kleinigkeit. Wenn es zum Beispiel darum gehe, wie überzeugend jemand in einem Vorstellungsgespräch ist, oder ob derjenige überhaupt eingeladen wird, hänge das ganz entscheidend von dem Bewerbungsfoto ab. "Attraktive Menschen werden vor Gericht auch beispielsweise häufiger freigesprochen oder bekommen mildere Strafen", sagt Gründel. Das alles kann einen ganz schön unter Druck setzen.
Jeder Körper ist schön
Ich habe mich von diesem Druck frei gemacht, zunächst ganz unbewusst, ohne es zu merken. Sehe ich heute Bilder von mir als Teenie, bin ich schockiert: Wie konnte ich mich damals fett fühlen? Genau das ist aber auch ein Aspekt, der zu Fat-Shaming führt. Wir sagen, wir fühlen uns fett. Aber "fett" ist kein Gefühl. Fett wird in unserer Gesellschaft mit so vielen schlechten Eigenschaften konnotiert, dass wir vergessen, dass es einfach nur ein beschreibendes Adjektiv ist. Also lasst uns zusammen drüber reden und herausfinden, wie wir uns so lieben lernen wie wir sind.

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