Der Staatsvertrag sieht die Bildung einer gewählten Vertretung der Aborigines sowie eine Wahrheitsfindungskommission vor, die Ungerechtigkeiten und Diskriminierung in der Vergangenheit untersuchen soll. Ein Beratungsgremium soll zudem helfen, weiter bestehende Ungleichheit in Gesundheitsfragen zu beenden.
Ngarra Murray von der First Peoples' Assembly of Victoria sprach von einem "historischen Augenblick für unser Volk": "Wir werden unseren Kindern vom heutigen Tag berichten, und sie werden es ihren Kindern berichten und so über Generationen die Geschichte weitertragen, wie Jahrzehnte der Zähigkeit und des Aktivismus von Aborigines zu Australiens erstem Staatsvertrag geführt haben."
Aborigines machen weniger als vier Prozent der heutigen Bevölkerung Australiens aus. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Nachfahren der Ureinwohner liegt etwa acht Jahre unter der anderer Australier. Zudem haben sie ein deutlich höheres Risiko, festgenommen zu werden oder in Polizeigewahrsam zu sterben.
"Jetzt habe ich das Gefühl, dass es Hoffnung für mein Volk gibt", sagt die Aborigine-Aktivistin Jill Gallagher, die jahrelang für den Staatsvertrag gekämpft hatte, dem Sender ABC.
Seit Generationen kämpfen Aborigines für einen Staatsvertrag auf Ebene der australischen Bundesregierung. Vor zwei Jahren war ein landesweites Referendum über mehr Mitspracherechte der indigenen Bevölkerung gescheitert. Eine deutliche Mehrheit der Australier lehnte damals eine Verfassungsänderung ab, die ein Recht der Aborigines verankern sollte, bei Gesetzen angehört zu werden.
Die australischen Ureinwohner, die als Aborigines und Torres-Strait-Insulaner bezeichnet werden, hatten den australischen Kontinent vor schätzungsweise mindestens 60.000 Jahren besiedelt. Nach der Ankunft der ersten britischen Siedler im Jahr 1788 wurden sie unterdrückt und diskriminiert.
Eine Untersuchungskommission im Bundesstaat Victoria kam in einem in diesem Jahr veröffentlichten Bericht zu dem Schluss, dass die ersten weißen Siedler Völkermord an den Ureinwohnern begingen. Massentötungen, Krankheiten, Zwangsassimilierung und das Wegnehmen von Kindern hätten zu einer "fast vollständigen Vernichtung" der Ureinwohner-Bevölkerung in Victoria geführt.
 
 
 
 
 
