Die höchste Strafe von sechs Monaten Gefängnis wurde gegen einen Mann namens Sefa Ö. wegen öffentlicher Gewalt gegen mehrere Menschen verhängt. Laut Staatsanwaltschaft hatte Ö. bei den gewaltsamen Ausschreitungen eine "führende Rolle". Dem Gericht gezeigte Aufnahmen belegten, wie der Mann auf einen am Boden liegenden Menschen eintrat, weitere Menschen verfolgte und andere auf den Kopf und auf den Körper schlug.
Ein weiterer Angeklagter erhielt eine Strafe von einem Monat, weil er Fans angegriffen und einem von ihnen gewaltsam einen Maccabi-Schal entrissen hatte. Der Mann wurde zudem als Verfasser einer WhatsApp-Nachricht identifiziert, in der von einer "Jagd auf Juden" die Rede war. Ein 19-jähriger Angeklagter erhielt eine Strafe von 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit wegen Steinwürfen auf die Polizei und illegalen Besitzes von Feuerwerkskörpern.
Ein weiterer Mann ist wegen versuchten Mordes angeklagt, seine Verhandlung wurde jedoch vertagt. Er muss sich zunächst einer psychologischen Untersuchung unterziehen. Die Staatsanwaltschaft hatte höhere Strafen gegen die Männer gefordert - im Fall von Ö. bis zu zwei Jahren.
Weitere sechs Angeklagte sollen zu einem späteren Zeitpunkt vor Gericht erscheinen. Drei der noch anstehenden Anhörungen sollen unter Ausschluss der Öffentlichkeit erfolgen, da die Angeklagten minderjährig sind.
Die Strafen fallen geringer aus als von der Staatsanwaltschaft gefordert. Sie sind aber nach Angaben der Richterin höher als üblich bei Strafbeständen wie diesen, bei denen normalerweise gemeinnützige Arbeit verordnet werde. "Das Gericht ist jedoch der Ansicht, dass angesichts der Schwere der Straftaten und des Kontextes, in dem sie begangen wurden, nur eine Gefängnisstrafe angemessen ist", sagte sie.
Bei den gewaltsamen Ausschreitungen gegen die israelischen Fans nach einem Europa-League-Spiel von Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv in der Nacht vom 7. auf den 8. November waren fünf Israelis so schwer verletzt worden, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. 20 bis 30 weitere erlitten laut Polizei leichte Verletzungen.
Die Angreifer hatten nach Angaben der Polizei auf einen in Onlinenetzwerken veröffentlichten Aufruf zu Attacken gegen Juden reagiert. Während der Gewaltausbrüche mussten sich die Israelis in ihren Hotels verstecken und verließen die Stadt später unter massiven Sicherheitsmaßnahmen.
Die Übergriffe hatten in den Niederlanden und vielen weiteren Ländern große Bestürzung und Kritik ausgelöst. Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof bezeichnete den Vorfall damals als "unverfälschten Antisemitismus". Israels Präsident Isaac Herzog nannte die Ereignisse ein "antisemitisches Pogrom", der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu bezeichnete die Gewalt damals als "vorsätzlichen antisemitischen Angriff". EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verurteilte die "abscheulichen Angriffen auf israelische Bürger".
Vor dem Hintergrund des Überfalls der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres und des dadurch ausgelösten Krieges im Gazastreifen verzeichnen viele Länder einen deutlichen Anstieg antisemitischer Gewalt.