Ishibas Koalition hatte bei der vorgezogenen Parlamentswahl deutliche Verluste verbucht, bleibt aber trotzdem stärkste Kraft. Ishibas LDP und ihr Juniorpartner Komeito kamen auf 215 Sitze im Unterhaus und verpassten damit die für eine Mehrheit nötigen 233 Mandate. Ishiba machte einen Korruptionsskandal in seiner LDP für das schlechte Wahlergebnis verantwortlich.
Der Regierungschef hatte die Neuwahlen kurz nach seinem Amtsantritt Anfang Oktober angesetzt. Sein Vorgänger Fumio Kishida war im Zuge des Korruptionsskandals in der Partei zurückgetreten. Mitgliedern der seit Jahrzehnten fast ununterbrochen regierenden Partei war vorgeworfen worden, Schmiergelder in Höhe von insgesamt 500 Millionen Yen (3,1 Millionen Euro) entgegen genommen zu haben.
Die Regierungskoalition will ihre Gesetzesvorhaben künftig mit Unterstützung der oppositionellen DDP durchs Parlament bringen. Die kleinere zentristische Oppositionspartei hat sich bereit erklärt, die Koalition bei einzelnen Abstimmungen zu unterstützen, sie wird aber nicht Teil des Regierungsbündnisses.
Ishibas größte Herausforderung für die kommenden Wochen sind laut Einschätzung von Experten die Haushaltsverhandlungen. "Um im Amt zu bleiben, muss Ishiba den Regierungshaushalt in diesem Winter durchbringen", sagte Tomoaki Iwai, emeritierter Professor der Nihon Universität der Nachrichtenagentur AFP. Dafür müsse die Partei sicher Zugeständnisse machen. Die DDP hatte bei Gesprächen mit der LDP Zusagen für Steuersenkungen und Energiesubventionen gefordert.
Nach seiner Bestätigung als Regierungschef berief Ishiba umgehend sein neues Kabinett. Einige Posten mussten neu besetzt werden, da die bisherigen Minister ihren Sitz im Parlament verloren hatten. Ishiba besetzte zwei von 20 Ministerposten mit Frauen, im Familien- und Bildungsministerium. Auch im japanischen Parlament ist die Frauenquote vergleichsweise niedrig: 73 der 465 und damit 16 Prozent der neuen Abgeordneten sind weiblich - und dieser Frauenanteil ist bereits Rekord.
In Bezug auf die Außenpolitik versucht Ishiba laut Berichten noch in diesem Monat ein persönliches Treffen mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump zu arrangieren, womöglich im Zusammenhang mit einer Reise nach Peru, wo Ishiba am Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) teilnehmen wird.
Der japanische Regierungschef hatte nach dem Wahlsieg Trumps in der vergangenen Woche erklärt, er habe sich mit dem Republikaner in einem Telefongespräch über die Stärkung der japanisch-amerikanischen Beziehungen verständigt. Im Zuge von Trumps "America-First"-Strategie ist fraglich, inwiefern die US-Unterstützung für Verteidigungsallianzen in der Asien-Pazifik-Region aufrecht erhalten wird.