Kriminelle Kinder: Unicef prangert mangelnden Schutz in Frankreich an

Jugendliche Migranten in Paris
Jugendliche Migranten in Paris
© AFP
Das UN-Kinderhilfswerk Unicef hat Frankreich wegen seines Umgangs mit jugendlichen Straftätern angeprangert, die von Banden ausgenutzt werden. Kinder und Jugendliche, die gezielt von kriminellen Banden eingesetzt werden, würden häufig als Straftäter und nicht als Opfer eingestuft, heißt es in einem am Mittwoch in Paris veröffentlichten Bericht der Organisation. "Nach internationalem und europäischem Recht müssen sie als Opfer von Menschenhandel anerkannt und geschützt werden", betont Unicef. 

Nach offiziellen Angaben sind in Frankreich zwei Drittel der Menschen, die zu kriminellen Zwecken ausgebeutet werden, minderjährig. Kinder und Jugendliche werden etwa zur Prostitution, zu Drogenhandel, Diebstählen, Einbrüchen und Betrügereien angestiftet.

In den meisten Fällen handelt es sich um jugendliche Migranten, die unbegleitet aus Nordafrika oder Südosteuropa nach Frankreich kommen. "Die jungen Menschen werden häufig unter falschen Versprechungen angelockt und gezwungen, Straftaten zu begehen", sagte Corentin Bailleul von Unicef Frankreich. 

Dabei nutzten die Ausbeuter mehrere Strategien: Sie machen die jungen Menschen abhängig, erpressen sie, üben psychologischen Druck aus oder setzen Gewalt ein. 

"Sie werden nicht in ausreichendem Maß als Opfer anerkannt und geschützt", resümiert der Bericht. Dies bedeute für die jungen Menschen "eine doppelte Strafe". Unicef fordert darin die französische Regierung auf, das Strafrecht anzupassen und Opfer einer kriminellen Ausbeutung nicht wegen der unter Zwang begangenen Straftaten zur Verantwortung zu ziehen. 

Polizei- und Justizbeamte müssten besser für solche Fälle sensibilisiert werden - zumal nach Einschätzung von Hilfsorganisationen immer jüngere Kinder betroffen seien, verlangt Unicef. "Früher waren es vor allem Jugendliche, jetzt werden auch Kinder zwischen acht und zehn Jahren kriminell ausgebeutet", erklärte die Organisation Caritas. 

AFP