Wohnungswirtschaft warnt Rückgang der Baugenehmigungen im Mai – Fünf-Monats-Bilanz aber positiv

Häuser in Gelsenkirchen
Häuser in Gelsenkirchen
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Die Zahl der Baugenehmigungen ist im Mai um 5,3 Prozent gesunken, doch der positive Trend bei Einfamilienhäusern hält an. Experten fordern nun gezielte Förderprogramme.

Nach einem Anstieg im April ist die Zahl der Baugenehmigungen im Mai wieder zurückgegangen. 16.800 Wohnungen wurden genehmigt, das waren 5,3 Prozent weniger als im Mai 2024, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Freitag mitteilte. In den fünf Monaten von Januar bis Mai war die Bilanz aber positiv: In dem Zeitraum wurden 90.700 Wohnungen genehmigt und damit 1,9 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. 

In den Zahlen des Statistikamtes sind sowohl Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten. Von Januar bis Mai wurden demnach vor allem deutlich mehr Einfamilienhäuser genehmigt, das Plus betrug 14,3 Prozent. Dieser positive Trend halte bereits seit Dezember 2024 an, erklärte das Statistikamt. Genehmigt wurde demnach der Bau von insgesamt 17.700 Einfamilienhäusern.

Bei den Zweifamilienhäusern dagegen sank die Zahl der Genehmigungen um 7,9 Prozent auf 5100. Auch bei den Mehrfamilienhäusern ging die Zahl zurück, und zwar um 1,6 Prozent auf 47.200 Wohnungen. 

"Wir brauchen eine Fast Lane fürs Bauen" 

Der Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, Axel Gedaschko, sprach von einem "weiteren Warnruf". "Dem Wohnungsbau muss endlich ein echter Abwägungsvorrang gegenüber anderen Interessen eingeräumt wird – nur so wird neuer Wohnraum überhaupt möglich", erklärte er. "Wir brauchen eine Fast Lane fürs Bauen." Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, Felix Pakleppa, forderte "gezielte Unterstützung" durch ein Neubau-Förderprogramm, damit "wieder mehr Menschen bauen wollen und können". 

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie ordnete das Plus in den ersten fünf Monaten zurückhaltend ein. "Damit scheint auf den ersten Blick der Tiefpunkt der Baugenehmigungszahlen von 2024 zwar langsam überschritten zu sein, aber eine heute genehmigte Wohnung ist noch lange nicht gebaut", erklärte Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller. Möglicherweise könne aber der von der Bundesregierung geplante, sogenannte Bauturbo einen "positiven Beitrag" zu einer Wende leisten, fuhr er fort. "Hier sind dann aber vorrangig die Kommunen gefragt, das Instrument auch entsprechend zu nutzen."

Aktueller Bedarf an Wohnungen weiter hoch

Das Kabinett hatte den Gesetzentwurf zur Beschleunigung des Wohnungsbaus und zur Wohnraumsicherung im Juni beschlossen. Demnach können Städte und Gemeinden künftig etwa von den bisher geltenden Vorschriften des Planungsrechts abweichen - sie können zum Beispiel ganz auf einen Bebauungsplan verzichten. Voraussetzung ist laut Bundesbauministerium, dass die Abweichung mit den Interessen der Allgemeinheit vereinbar ist.

Das Analysehaus Bulwiengesa und der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen erwarten in diesem Jahr "weniger als 200.000 fertiggestellte Neubauwohnungen", wie sagte André Adami von Bulwiengesa der "Bild"-Zeitung vom Freitag sagte. Der aktuelle Bedarf liege laut Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung bei mindestens 320.000 Wohnungen pro Jahr. 

Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD) erklärte gegenüber der "Bild", der Wohnungsbau habe "schwere Jahre" gehabt, nun ändere sich die Lage aber. "Die Vorzeichen drehen sich und das Ifo-Institut weist die beste Stimmung im Wohnungsbau seit knapp drei Jahren aus." Die Bundesregierung investiere 23,5 Milliarden Euro in sozialen Wohnungsbau bis 2029.

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rw