Gigafactory Trotz ursprünglichem Verkaufsverbots: Tesla will Model Y aus Vorproduktion verkaufen

Tesla Y Modelle stehen auf einem Gelände der neuen Gigafactory in Grünheide.
Tesla Y Modelle stehen auf einem Gelände der neuen Gigafactory in Grünheide. Vorproduzierte Fahrzeuge könnten nun entgegen der ursprünglichen Bestimmung doch noch in den Verkauf gehen.
© Jochen Eckel / Imago Images
Schon vor dem Erhalt der Baugenehmigung seiner Gigafactory in Grünheide durfte Tesla Model Y-Fahrzeuge vorproduzieren – allerdings nicht zum Verkauf. Nun scheint der Elektroautobauer die Fahrzeuge aus der deutschen Produktion trotzdem verkaufen zu wollen.

Die zuständigen Behörden in Brandenburg erlaubten Tesla, bis zu 2000 "Karossen" ausschließlich zu Prüfzwecken herzustellen. Gleiches galt für die Produktion von bis zu 26.000 Teilen. "Die während der Anlagenprüfungen erzeugten Teile und Karossen dürfen nicht als Verkaufsware genutzt werden", zitierte "Der Tagesspiegel" aus einem Bescheid vom 7. Januar 2022. Dennoch möchte Tesla nun genau jene vorproduzierten Fahrzeuge mit einer "guten Qualität" verkaufen. 

Das Landesamt für Umwelt Brandenburg (LfU) hat auf Nachfrage des stern mitgeteilt, dass Tesla eine Nebenbestimmung auferlegt worden sei, dass während der Erprobung hergestellte Fahrzeuge nicht wirtschaftlich verwertet werden dürften. So sollte vor allem ein illegaler Anlagenbetrieb vor Genehmigungserteilung und wirtschaftliche Vorteile gegenüber Marktkonkurrenten verhindert werden. Allerdings: "Nach Erteilung der Genehmigung besteht keine Gefahr der Vorteilsnahme mehr, so dass sich der Regelungsinhalt der Nebenbestimmung erledigt hat", so LfU-Pressesprecher Thomas Frey. Weiter verweist Frey auf das Kreislaufwirtschaftsgesetz, wonach es gilt, Abfälle zu vermeiden.

Damit kommt das LfU zu dem Entschluss: "Tesla steht es frei, Karossen, die während des Zeitraums der Erprobung der Betriebstüchtigkeit entstanden sind, aufzubereiten und bei Vorliegen der Verkehrsfähigkeit dem Verkauf zuzuführen."

Tesla: Verwendung der Fahrzeuge sei "geboten"

Und diese Gesetzgebung will Tesla nun offenbar nutzen, wie das Unternehmen bereits in einem Schreiben vom 11. Juni an das Landesamt für Umwelt aufführte. Demnach habe eine vorläufige Prüfung "sehr unterschiedliche Qualitätsmerkmale" ergeben. Ein Teil der Fahrzeuge sei bereits entsorgt worden. Und eine "verhältnismäßig kleine Zahl" müsse aufgrund gravierender Qualitätsmängel noch entsorgt werden. Die Zahl derer könne sich noch weiter erhöhen. 

Andere Fahrzeuge mit signifikanten Qualitätsmängeln könnten allenfalls für interne Testzwecke genutzt werden. Zudem gebe es Fahrzeuge mit einer "geringen" Qualität, die begrenzt für interne Zwecke weiter verwendet werden könnten – sowie welche, die eine "mittlere" Qualität hätten. Jene sollten primär für interne Zwecke genutzt werden.

Und dann gebe es eben noch Fahrzeuge mit einer verhältnismäßig "guten" Qualität. Diese könnten "ohne größere Einschränkungen weiterverwendet werden" und sollten "an Endverbraucher veräußert werden". Die Verwendung dieser Fahrzeuge sei nicht nur zulässig, "sondern aus übergeordneten, insbesondere abfallrechtlichen Gesichtspunkten sogar geboten". Diese Ansicht teilt schließlich auch das LfU.

Anzahl der vorproduzierten Model Y bleibt unklar

Die Mengenangaben produzierter Fahrzeuge und Teile wurden in dem Dokument vollständig geschwärzt. Die maximal zulässige Zahl von 2000 Karossen sei aber "weit unterschritten worden", heißt es von Tesla. LfU-Pressesprecher Frey bestätigt, dass der Elektroautobauer nachweislich dargelegt habe, dass die Produktionsanlagen frühzeitig entsprechende Qualitätsstandards erreicht hätten. Daher habe Tesla die Erprobungsphase vor Erreichen der zulässigen Höchstzahl der zu produzierenden Testkarossen beenden können.

 

"Die konkrete Anzahl der gefertigten Testkarossen und die Anzahl der Karossen, die nicht der Verschrottung zugeführt werden, kann vor dem Hintergrund der zu wahrenden Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse nicht veröffentlicht werden", sagt Frey. Wie viele Fahrzeuge Tesla konkret vorproduziert hat, bleibt also unklar. Klar ist aber: Deutsche Modelle Y aus der Vorproduktion dürften nun doch noch zu den Kunden rollen.