Im Ringen um eine Länder-Bürgschaft für die insolvente Drogeriemarktkette Schlecker hat die Suche nach einer sogenannten kleinen Lösung begonnen. Die größten potenziellen Gläubiger - die Länder Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen - berieten, ob sich auch ohne die Wackelkandidaten Sachsen und Niedersachsen eine Bürgschaft für einen Schlecker-Kredit realisieren ließe, hieß es aus informierten Kreisen. Wie eine solche kleine Lösung konkret aussehen könnte, ist noch unklar. Das Amtsgericht Ulm hatte zuvor das Insolvenzverfahren eröffnet.
Den ursprünglichen Plänen zufolge müssten diese drei Länder bereits für 44,3 Millionen Euro des geplanten 71-Millionen-Euro-Kredites der Förderbank KfW haften. Schlecker benötigt das Geld, um damit eine Transfergesellschaft für 11.000 von der Entlassung bedrohte Mitarbeiter zu gründen.
Baden-Württemberg, in dem Schlecker seinen Hauptsitz hat, hatte angeboten, für die Bürgschaft in Vorleistung zu treten - unter der Bedingung, dass alle übrigen Länder eine Zusage leisten. Sachsen hielt sich eine Entscheidung bisher offen. Niedersachsens Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP) hatte eine Beteiligung abgelehnt.
Noch bis zum Nachmittag verhandelte deshalb das Stuttgarter Wirtschaftsministerium mit beiden Ländern. Parallel dazu kam in Stuttgart der Wirtschafts- und Finanzausschuss des Landtags zusammen, um darüber zu entscheiden, ob Baden-Württemberg in Vorleistung für die Bürgschaft treten soll. Sollte es am Mittwoch zu keiner Einigung über die Bürgschaft kommen, sollen noch am Abend die Kündigungen an die 11.000 betroffenen Mitarbeiter verschickt werden.
Vertreter der Gewerkschaft Verdi aus Niedersachsen haben sich "fassungslos und entsetzt" über das bisherige Nein ihrer Landesregierung zur einer Schlecker-Bürgschaft gezeigt. "Jetzt muss endlich Schluss sein mit dem Spiel auf Zeit", erklärte der Verdi-Landeschef Detlef Ahting in Hannover." Die vor der Arbeitslosigkeit stehenden Schlecker-Frauen haben den Schaden der Taktiererei und der ideologischen Borniertheit von CDU und FDP in Niedersachsen", kritisierte der Gewerkschafter.
Das Amtsgericht Ulm eröffnete unterdessen das Insolvenzverfahren. Das Verfahren gilt auch für die Töchter IhrPlatz und Schlecker XL GmbH, wie ein Gerichtssprecher in Ulm mitteilte.