Ticketskandal bei WM 2014 Direktor von Fifa-Ticketagentur festgenommen

Die brasilianische Polizei hat einen mutmaßlichen Drahtzieher des organisierten Ticket-Schwarzhandels bei der Fußball-WM festgenommen. Der Mann ist Topmanager der Fifa-Ticketagentur Match Hospitality.

Die brasilianische Polizei hat einen der mutmaßlichen Drahtzieher des organisierten Ticket-Schwarzhandels bei der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien festgenommen. Ermittler führten in Rio de Janeiro einen der Chefs der Fifa-Ticketagentur Match Hospitality, Ray Whelan, ab. Whelan soll einer der Hauptverantwortliche für das illegale Verkaufssystem sein.

Whelan, dessen Nationalität zunächst unklar blieb, wurde einem Polizeisprecher zufolge im Copacabana Palace in Rio de Janeiro festgenommen, einem Luxushotel, in dem während der WM ranghohe Vertreter des Fußballweltverbands Fifa untergebracht sind. Medienberichten zufolge ist der 64-jährige Funktionär britischer Staatsbürger; eine offizielle Bestätigung dafür gab es nicht.

Bereits vor einigen Tagen waren im Zusammenhang mit dem Ticketskandal elf Verdächtige festgenommen worden. Nach dem Hauptverantwortlichen wurde bislang noch gesucht. Der illegale Tickethandel soll bereits seit der WM 2002 in Japan und Südkorea laufen.

Finaltickets für 11.500 Euro

In Brasilien sollen auf dem Schwarzmarkt nun Karten für alle 64 Spiele zu horrenden Preisen angeboten worden sein, ein begehrtes Finalticket sogar für umgerechnet 11.500 Euro. Die Verkaufspreise lagen bei bis zu tausend Prozent über dem regulären Preis.

Die Ermittlungen wurden von langer Hand vorbereitet: Im Rahmen der "Operation Jules Rimet", benannt nach dem legendären Fifa-Präsidenten, wurden in den vergangenen drei Monaten zehntausende Telefonate aufgezeichnet, von denen ein Großteil noch ausgewertet werden muss. Anfangs hatte sich der Verdacht auf den Franko-Algerier Mohamadou Lamine Fofana als mutmaßlicher Anführer der Schwarzmarkt-Bande gerichtet. Nach Berichten der Zeitung "O Estado de São Paulo" hörten die Ermittler Telefongespräche zwischen Fofana und Whelan ab.

Skandale reißen nicht ab

Einer der Anteilseigner an der Agentur Match Hospitality ist das in der Schweiz ansässige Unternehmen Infront Sports and Media von Philippe Blatter, einem Neffen des umstrittenen Fifa-Präsidenten Joseph Blatter. Match Hospitality teilte mit, dass sie Tickets, die von Fofanas Firma Atlanta Sportif für die Halbfinalspiele und das Endspiel gekauft worden seien, inzwischen aus dem Verkehr gezogen habe.

Der Ticket-Skandal ist nur einer von mehreren Skandalen, die den Weltfußballverband in den vergangenen Monaten erschütterten. So stehen unter anderem mehrere hohe Fifa-Funktionäre im Verdacht der Bestechlichkeit bei der Vergaben der WM-Endrunde 2022 an das Emirat Katar.

AFP
be/AFP