Umfrage: Sympathien in Polen für Deutschland gehen deutlich zurück

Deutsch-polnische Grenze
Deutsch-polnische Grenze
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Die Sympathien der Menschen in Polen gegenüber den Deutschen sind einer Umfrage zufolge deutlich zurückgegangen. In dem am Dienstag veröffentlichten Deutsch-Polnischen Barometer äußerte nur ein Drittel der Befragten Polen Sympathie für die Nachbarn in Deutschland - der Anteil der Polen, die gegenüber den Deutschen Abneigung bekunden, ist derweil mit 25 Prozent so hoch wie seit Jahren nicht mehr. Die Befragten in Deutschland erklärten hingegen eine historisch hohe Akzeptanz in Bezug auf ihre polnischen Nachbarn.

Die Barometer-Umfrage wird seit 25 Jahren regelmäßig in beiden Ländern ausgeführt. Das in Darmstadt ansässige Deutsche Polen-Institut stellte nun die Ergebnisse der diesjährigen Erhebung vor. Demnach prägt die Geschichte nach wie vor stark die Wahrnehmung der bilateralen Beziehungen. 

In Polen ist die Mehrheit der Befragten (58 Prozent) der Meinung, dass Deutschland mehr für die Wiedergutmachung der Verbrechen im Zweiten Weltkrieg tun sollte. In der Bundesrepublik teilt jeder vierte Befragte diese Meinung. Unter denjenigen, die der Meinung sind, dass Deutschland in dieser Frage nicht genug getan hat, wird als häufigste Form der Wiedergutmachung die Zahlung von Reparationen genannt. Dies erwarten 25 Prozent aller befragten Polen, aber nur zwei Prozent der Deutschen.

"Die Debatte über Reparationen oder Entschädigungen kehrt von Zeit zu Zeit zurück und hat starken Einfluss auf die Stimmung der Polen", erklärte die stellvertretende Institutsdirektorin Agnieszka Lada-Konefal. "In Deutschland herrscht die Überzeugung vor, dass das Thema abgeschlossen ist. Dies ist eine der schwierigsten Trennlinien im Dialog zwischen unseren Gesellschaften."

In Deutschland herrscht der Erhebung zufolge eindeutig die Überzeugung vor, dass sich die bilateralen Beziehungen in erster Linie auf aktuelle und zukünftige Herausforderungen beziehen sollten (70 Prozent der Befragten hierzulande gegenüber 48 Prozent in Polen). In Polen ist ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung (34 Prozent) der Meinung, dass historische Fragen nach wie vor das Hauptproblem in den polnisch-deutschen Beziehungen sind - und dass ohne deren Klärung nicht über die Gegenwart und Zukunft gesprochen werden kann.

Seit Jahren verschlechtert sich im Deutsch-Polnischen Barometer die Bewertung der deutschen Europapolitik. Der Anteil der Polen, die der Meinung sind, dass Deutschland zu einer besseren Zusammenarbeit in Europa beiträgt, liegt aktuell bei 35 Prozent. Mit 32 Prozent glauben fast ebenso viele Befragte in Polen aber, dass Deutschland eher zur Verschärfung der Streitigkeiten und Spannungen in Europa beiträgt.

Das sind dem Institut zufolge die schlechtesten Bewertungen der deutschen Europapolitik seit Beginn der Befragung vor 25 Jahren. Im Jahr 2005 hatten sich noch 63 Prozent der Polen positiv über das Engagement Deutschlands in Europa geäußert.

Die Analyse zeigt in beiden Ländern deutliche Unterschiede in den Antworten je nach Parteizugehörigkeit und Informationsquellen. In Polen zeigen die Wähler der Mitte und der Liberalen häufiger eine pro-europäische und deutschfreundliche Haltung, während die Anhänger der rechten und rechtsextremen Parteien kritischer sind. In Deutschland verlaufen ähnliche Trennlinien zwischen den Wählern der Mainstream-Parteien und den Anhängern der AfD oder des BSW.

"Politische und mediale Spaltungen sind zu einem der wichtigsten Faktoren geworden, die das Bild des Nachbarn prägen, insbesondere in Polen", resümierte Jacek Kucharczyk, Vorstandsvorsitzender des Instituts für Öffentliche Angelegenheiten in Warschau. "Sie entscheiden heute mehr als Alter oder Bildung darüber, ob jemand die deutsch-polnischen Beziehungen durch die Brille der Zusammenarbeit oder des Konflikts betrachtet."

Gleichzeitig sei zu betonen, "dass alle politischen Lager in beiden Ländern für den Rückgang der positiven Meinungen über Deutschland und die Deutschen verantwortlich sind", erklärte Agnieszka Lada-Konefal vom Deutschen Polen Institut. "Die negative Rhetorik der Rechten spielt hier eine entscheidende Rolle, aber auch das Fehlen konkreter Initiativen und die deutliche Zurückhaltung der polnischen Regierung gegenüber einer Zusammenarbeit mit Deutschland wirken sich negativ auf die öffentliche Meinung aus."

Das Deutsch-Polnisches Barometer wurde beauftragt vom Institut für Öffentliche Angelegenheiten in Warschau, dem Deutschen Polen-Institut, der Konrad-Adenauer-Stiftung in Polen und der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit. Für die Erhebung befragte das Institut Ipsos jeweils 1000 Menschen in beiden Ländern. Die Ergebnisse sind nach Angaben des Instituts repräsentativ nach Geschlecht, Alter, Bildungsniveau und Wohnort.

AFP