Umzug in Amsterdam Europäische Arzneimittelbehörde will keine Prostituierten in der Nachbarschaft

Rotlichtbezirk De Wallen in Amsterdam
Der Rotlichtbezirk "De Wallen" in Amsterdam ist legendär. Doch in der jüngeren Vergangenheit mehrten sich die Beschwerden von Anwohnern, insbesondere weil Touristen sich daneben benahmen.
© ANP / Imago Images
Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hat Stress mit ihren zukünftigen Nachbarn. Die Stadt Amsterdam plant derzeit den Umbau ihres Rotlichtbezirks. Dabei soll ein neues Großbordell entstehen – in der Nähe der EMA-Zentrale.

Amsterdam ist bekannt für wunderschöne Grachten, viele Fahrräder und nicht zu letzt für ihren riesigen Rotlichtbezirk. Millionen von Touristen pilgern jedes Jahr in die Hauptstadt der Niederlande. Doch die Metropole ist nicht nur Heimat des ausschweifenden Vergnügens sondern auch vieler Unternehmen – insbesondere im Süden der Stadt. Und genau hier treffen nun beide Welten aufeinander. 

Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) zog 2019 wegen des Brexit-Referendums von London nach Amsterdam und ließ sich in einem südlichen Außenbezirk Amsterdams nieder. Womit sie vermutlich nicht gerechnet hat, sind die neuen Pläne der Stadtverwaltung. Diese plant ihren legendären Rotlichtbezirk umzubauen. Ähnlich wie auf Hamburgs St. Pauli in den 1960er Jahren sollen die Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter des Viertels "kaserniert" werden. Geplant ist mindestens ein Großbordell, um die etwaigen Probleme des Amüsierviertels zu lösen: Belästigungen, Drogenhandel, Trunkenheit und ordnungswidriges Verhalten. 

Amsterdam: EMA wehrt sich gegen neues Erotikcenter in der Nachbarschaft

Hierzu soll das Erotik-Geschäft umziehen. Zwei von drei möglichen neuen Standorten des Etablissements befinden sich in direkter Nähe zur EMA-Zentrale. Doch die Behörde wehrt sich nun gegen die Pläne der Stadt. Ihrer Meinung nach würde ein Umzug die Probleme nur an einen anderen Ort verlagern: "Das Erotikcenter in unmittelbarer Nähe der EMA anzusiedeln wird wahrscheinlich die gleichen negativen Auswirkungen in der Umgebung mit sich bringen", erklärte die EMA. 

Und mit ihrer Beschwerde zeigt sich die Behörde nicht gerade kleinlaut. So will die EMA die EU-Kommission bitten, die Angelegenheit auf "höchster politischer und diplomatischer Ebene" anzusprechen, um für die EMA-Mitarbeiter "ein sicheres Arbeitsumfeld sicherzustellen". Schließlich sei die EMA "entscheidend für den Schutz der öffentlichen Gesundheit in der EU". Diese sollte nicht aufs Spiel gesetzt werden durch Angst von Mitarbeitern und EU-Experten, zum EMA-Gebäude zu kommen, so die Behörde in einer Erklärung. Darin kritisierte sie zudem, dass sie von den Plänen der Stadt erst aus lokalen Medien erfahren habe. 

Die Stadtverwaltung könne die Aufregung um die Thematik nicht verstehen, wie sie mitteilte. Ein Sprecher erklärte, dass jeder der drei möglichen Standorte des Erotik-Centers "mindestens einen halben Kilometer" von der EMA-Zentrale entfernt sei. Die Polizei gehe außerdem davon aus, dass die Kunden sich nicht auf der Straße aufhalten würden wie im derzeitigen Rotlichtviertel. 

Rotlichtbezirk sorgt schon seit Jahren für Beschwerden der Anwohner

Wie der britische Guardian berichtet, erklärte Amsterdams Bürgermeisterin Femke Halsema im vergangenen Monat: "Sexarbeit gehört zu Amsterdam und wird nie verschwinden. Aber die Situation in der Innenstadt ist unhaltbar ... aufgrund des Stroms von Touristen, die sich regelmäßig daneben benehmen und Belästigungen verursachen."

Schon seit Jahren liegt die Stadt im Clinch mit den Anwohnern rund um das derzeitige Rotlichtviertel "De Wallen". Das neu geschaffene Bordell soll Platz für knapp 100 Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter bieten und maßgeblich dazu beitragen, die Straßen Amsterdams zu befrieden.

Quelle: The Guardian, Mit Material von AFP

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