Die Hauptstraße im der bergischen Kleinstadt Overath ist wieder befahrbar, die Geschäfte haben ihre Türen geöffnet. Gestern Abend noch sah die Szenerie ganz anders aus: Feuerwehr und THW leuchten jeden Winkel der Straße aus, Mannschaften der Polizei durchsuchen die Büsche nach verdächtigen Gegenständen. Das orangenfarbene Backsteinhaus mit der Nummer 60 ist hermetisch abgeschirmt, rot-weiße Absperrbänder der Polizei flattern in der Luft. Es regnet. Das Fenster im ersten Stock hat Einschusslöcher, in dem Gemäuer haben sich schreckliche Szenen abgespielt. Im Morgengrauen fährt ein Leichenwagen vor, ein Sarg wird durch die Heckklappe in den Innenraum gereicht.
Beklemmendes Bild
Gegen 16.20 Uhr ging bei der Polizei in Bergisch-Gladbach der Notruf ein. Schüsse wurden von Passanten gehört. Die Beamten treten die Tür der Anwaltskanzlei von Hartmut N. ein und finden ein beklemmendes Bild vor: Drei Leichen liegen auf dem Boden, zwei Frauen und ein Mann sind tot. Bei den Leichen handelt es sich offenbar um den Anwalt, seine 53-jährige Ehefrau und die Tochter, 26 Jahre alt.
Ganz sicher kann die sofort gebildete, 13-köpfigen Mordkommission aber nicht sein - die Gesichter der Leichen sind laut einem Pressesprecher durch Schussverletzungen so entstellt, dass eine hundertprozentige Identifikation noch nicht möglich ist. Klar ist aber, dass eine Person gefesselt war. "Es gibt keine Hinweise auf die Motivlage", sagt ein Polizeisprecher, "wir müssen alles in Betracht ziehen."
Suche nach dem Täter
In Zusammenhang mit den Toten sucht die Polizei nun aber nach einem etwa 35-jährigen Mann. Er wurde gestern kurz nach der Tat gesehen, als er auffällig unauffällig das Haus verlassen haben soll. Er war dunkel gekleidet und hatte eine Mütze auf. Außerdem soll er schiefe Zähne gehabt haben, wie eine Zeugin beobachtet hat. Der Mann könnte sowohl wichtiger Zeuge als auch Tatverdächtiger sein. Die Staatsanwaltschaft geht momentan noch von einem Täter aus, ermittelt aber in alle Richtungen. Auch eine Waffe wurde nicht gefunden.