Der mit Dutzenden Nähnadeln im Körper misshandelte brasilianische Junge hat eine erste Notoperation erfolgreich überstanden. Ärzte entfernten in einem fast fünfstündigen Eingriff am Freitag vier Nadeln, die in einem Lungenflügel und gefährlich nahe dem Herzen steckten. Laut einer Krankenhaussprecherin in der Stadt Salvador befand sich der Zweijährige nach der Operation in einem stabilen Zustand auf der Intensivstation. "Es geht ihm gut", sagte Sprecherin Susy Moreno. Bevor in mindestens zwei weiteren Operationen andere Nadeln entfernt werden, wollten die Mediziner abwarten, wie sich der Junge erhole. Insgesamt sollen sich etwa 30 bis zu fünf Zentimeter lange Nadeln in seinem Körper befinden. Einige werden wohl im Körper des Jungen bleiben, weil eine Operation zu riskant ist.
Der inzwischen festgenommene Stiefvater des Zweijährigen gab laut Polizei zu, die Nähnadeln in das Kind gestoßen zu haben und bezeichnete die Misshandlung als eine Art "Liebeszauber". Seine Geliebte habe ihn in Trance aufgefordert, die Nadeln in das Kind hineinzustoßen, damit sie beide zusammenbleiben könnten, sagte der 30-Jährige laut Polizei. Die Freundin habe die bis zu fünf Zentimeter langen Nähnadeln von einer Frau, die den afro-brasilianischen Kult Candomblé praktiziert, "segnen" lassen, sagte der Stiefvater weiter.
Er und seine Geliebte werden aus Sicherheitsgründen an einem unbekannten Ort festgehalten, nachdem aufgebrachte Menschen die Polizeistation, in der sie zunächst inhaftiert waren, angegriffen hatten. Die Ermittler gingen davon aus, dass sich die Geliebte an der Mutter des Kindes rächen wollte.
Die Mutter hatte den Zweijährigen am Donnerstag vergangener Woche in eine Klinik gebracht, weil er über Schmerzen klagte. Am Sonntag wurden beim Röntgen die Nadeln entdeckt. Die Mutter erklärte, sie wisse nicht, wie die Nadeln in den Körper ihres Kindes gelangt seien. Sie hatte zuvor in einer Zeitung den Verdacht geäußert, ihr Sohn sei Opfer schwarzer Magie geworden. Sie habe entsprechende Gegenstände in ihrem Haus gefunden. In dem Haus lebte sie mit ihren sechs Kindern, ihrer Mutter und ihrem nun festgenommenen Ehemann, den sie erst vor einem halben Jahr geheiratet hatte. Brasilien ist ein überwiegend katholisches Land, jedoch sind Aberglaube und heidnische Kulte vor allem in den ärmeren nördlichen Regionen weit verbreitet.