Entführung Dritte Busentführung innerhalb von zwei Wochen

40 Minuten lang bedrohte ein Geiselnehmer am Wochenende in Berlin neun Menschen mit einem Messer bevor er aufgab. Seine Motive sind bislang ungeklärt, möglich ist, dass es sich um einen Trittbrettfahrer handelt.

Die dritte Busentführung in Deutschland innerhalb von zwei Wochen ist am Sonntagabend in Berlin unblutig zu Ende gegangen. Ein 27-jähriger Ausländer, der neun Menschen in einem Linienbus in seine Gewalt gebracht und mit einem Messer bedroht hatte, gab nach nur 40 Minuten auf. Sein Motiv blieb zunächst unklar. Die Polizei schloss nicht aus, dass es sich um einen Trittbrettfahrer handelte.

Der 27-jährige Mann hatte den Linienbus mit acht Fahrgästen - darunter eine fünfköpfige Familie - und dem Fahrer nach Polizeiangaben gegen 20.20 Uhr am Kurt-Schumacher-Platz im Berliner Stadtteil Reinickendorf in seine Gewalt gebracht. "Er hat das Messer gezogen, Menschen damit bedroht und dem Busfahrer Anweisungen gegeben", sagte der Einsatzleiter der Polizei, Klaus Keese. Die Familie mit drei Kindern im Alter von etwa acht bis neun Jahren ließ der Täter bereits nach kurzer Zeit frei.

Gegen 21.00 Uhr gelang es einem Sondereinsatzkommando der Polizei, den Geiselnehmer durch Gespräche zur Aufgabe zu bewegen. Es seien dabei alle "psychologischen Möglichkeiten" ausgeschöpft worden, sagte Keese. Zum Einsatz von Gewalt kam es nicht. Auch die bis zuletzt im Bus festgehaltenen drei Fahrgäste und der Busfahrer blieben unverletzt. Alle neun Geiseln wurden nach der Freilassung zunächst von Psychologen betreut.

Die Polizei schloss nicht aus, dass der Täter durch vorangegangene Geiselnahmen zu der Tat motiviert worden sei. Erst am Freitagvormittag hatte ein 17-jähriger gebürtiger Libanese in Bremen einen Linienbus in seine Gewalt gebracht und ihn mit 16 anderen Insassen als Geiseln auf die Autobahn in Richtung Hannover dirigiert. Er verlangte in einem von zwei Briefen die Freilassung des mutmaßlichen Drahtziehers der Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA, Ramzi Binalshibh, sowie des verurteilten Komplizen Mounir Al Motassadeq und zweier weiterer mutmaßlicher Terroristen. Der 17-Jährige, der nur eine Gaspistole dabei hatte, gab nach einem siebenstündigen Drama auf der Autobahn bei Hildesheim auf.

Vor zwei Wochen, am 11. April, hatte ein 46-Jähriger in Berlin nach einem Banküberfall einen Linienbus entführt. Nach viereinhalb Stunden stürmte ein Sondereinsatzkommando das Fahrzeug, verletzte den Kidnapper und befreite die letzten beiden der ursprünglich 20 Geiseln unversehrt.

Thomas Schmoll

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