Noch ist der Dönerladen von Izzet Cagac in Halle geschlossen. Dort, wo ein Rechtsextremist auf der Suche nach Opfern den Fußball-Fan Kevin S., 20 Jahre alt, erschossen hat, haben die Hallenser als Zeichen des Mitgefühls unzählige Kerzen, Blumen und Fan-Schals niedergelegt. Auch zwei Wochen nach dem Terroranschlag mahnen die Gedenk-Souvenirs an den Horror, der sich dort abgespielt hat. Kurz zuvor hatte der Täter Jana L. erschossen, 40 Jahre alt. Wie Kevin S. war sie ein Zufallsopfer, nachdem der Täter vergeblich versucht hatte, in eine vollbesetzte Synagoge einzudringen, um Juden zu töten.
Die Trauerbekundungen vor dem Imbiss gelten genauso dem Brüderpaar, das dort arbeitet. Die Männer erlebten aus nächster Nähe mit, wie Kevin S. starb, auch sie sind Opfer. Um ein Zeichen gegen den Terror zu setzen und den Brüdern zu helfen, ins Leben zurückzufinden, hat sich Besitzer Cagac nun zu einem außergewöhnlichen Schritt entschlossen. Er, der zum Zeitpunkt der Tat in der Türkei war, will seinen langjährigen Angestellten das Geschäft überlassen. Er selbst betreibt noch zwei Kioske in Halle. "Ich dachte, dass es den beiden guttut, dann verarbeiten sie es vielleicht ein bisschen besser und können wieder nach vorne schauen", sagt er dem stern am Telefon. "Da wurde ein Mensch kaltblütig umgelegt, und die beiden sind schwer traumatisiert. Ihnen geht es richtig dreckig", erklärt er. Sie befinden sich in psychologischer Betreuung, um das Geschehene zu verarbeiten.

Izzet Cagac: Die Hallenser sind wundervoll
Auf die Idee sei Cagac gekommen, nachdem er und seine Mitarbeiter auch auf Facebook eine Welle des Mitgefühls erfahren haben: "Die Hallenser stehen komplett hinter uns, die sind einfach nur wundervoll."
Cagac ist es wichtig, ein Zeichen zu senden - an alle Menschen in Deutschland: "Es kann nicht angehen, dass wir aufgeben, weil ein kranker Irrer einen Menschen getötet hat. Sonst hat er ja gewonnen. Das lasse ich nicht zu." Er hofft, dass seine Mitarbeiter es "schaffen, indem wir uns gegenseitig stärken."
Gedenk-Souvenirs sollen versteigert werden
Am 16. November soll der Dönerladen wieder öffnen. Dann gibt es an zwei Tagen Essen frei Haus. Das sei seine "Pflicht", wie Cagac betont. Zudem wolle er all die Gedenk-Souvenirs versteigern, die sich vor dem Imbiss angesammelt haben. Der Erlös soll zu je einem Drittel an die Familien der Opfer, an einen Hilfsverein für Traumaopfer und den Förderverein für krebskranke Kinder gehen. Danach sollen die Brüder in Ruhe überlegen, ob sie das Angebot annehmen.