In Stuttgart ist ein Hightech-Klohäuschen gebaut worden, das mehr kostet als so manches Einfamilienhaus: die Gesamtkosten betragen rund 600.000 Euro. Kritiker sehen das als verschwenderisch an. Gegen funktionierende öffentliche Toiletten gebe es nichts einzuwenden, sagt Daniel Bilaniuk vom Bund der Steuerzahler Baden-Württemberg. Aber diese Summe für eine kleinere Toilettenanlage sei zu hoch. "Dafür kann man vielerorts ein Einfamilienhaus bauen." Die Stadt hätte eine Nummer kleiner bauen sollen - gerade weil der Haushalt der Stadt alles andere als rosig aussehe.
Der Steuerzahlerbund stört sich unter anderem an den hohen Kosten, weil die Anlage im Naherholungsgebiet Egelseer Heide liegt - und damit nicht immer ausgelastet sei. "In den Sommermonaten ist da schon viel los, aber es ist keine Anlage mitten in der Innenstadt, wo durchgehend Betrieb wäre - da wird auch mal ein paar Stunden gar nichts sein."
Technik statt Dixi-Toilette
Die Stadt hingegen steht zur teuren Hightech-Toilette. Rund die Hälfte des Geldes habe man in Erschließungsarbeiten stecken müssen, berichtet Markus Töpfer, Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Stuttgart. Frischwasser-, Abwasser- und Stromleitungen hätten verlegt werden müssen. "Die Aussage, das Toilettenhäuschen koste 600.000 Euro, ist so nicht richtig", findet er. Die Anlage sei zudem selbstreinigend und vandalismussicher. Daher spare man damit langfristig Geld im Vergleich zu betreuten oder mobilen Toiletten.
Preise für Klohäuschen ließen sich schwer vergleichen, erklärt Abfallexperte Töpfer. "Wenn ich da oben eine Dixi-Toilette hinstellen würde, wären die Kosten für die Dixi-Toilette nicht so hoch, aber die Unterhaltskosten entsprechend höher. Und wenn ich eine Anlage hätte, die ich betreuen lassen würde mit Personal, wären die Kosten nochmal höher." Selbstreinigende Anlagen seien zudem zunehmend Stand der Technik. Bei solchen Klos sei garantiert, dass jeder Besucher eine hygienische und saubere Toilette vorfinde.
1.000 Klobesucher im ersten Monat
Man müsse außerdem die Belastung für die Umwelt in dem Landschaftsschutzgebiet und die Beschwerden der Anwohner gegenrechnen, wenn man dort keine Toilette installiert hätte, argumentiert Töpfer. Bereits in den ersten vier Wochen hätten mehr als 1.000 Personen die neue Toilette genutzt. "Man kann sich vorstellen, dass wir da mindestens 500 Mal Wildpinkeln abgefangen haben." So relativierten sich die Kosten der Anlage.
Auch Anwohner begrüßen mitunter das neue Stuttgarter Luxus-Klo: Der Preis sei natürlich teuer, meint eine Stuttgarterin, die in der Gegend oft mit ihrem Hund unterwegs ist. Aber es gebe dort eben nicht viel. "Die Leute müssen nicht irgendwo in der Gegend herum pinkeln."
Die Stadt rechnet damit, dass die Anlage mindestens 20 Jahre in Betrieb ist.