Am frühen Morgen fielen die Rebellen der ugandischen Widerstandsarmee des Herrn (LRA) in Gabriels Dorf ein. "Sie fassten uns, schlugen uns und zwangen uns, ihnen zu folgen", berichtet Gabriel. "Wir mussten Lebensmittel, Gewehre und Munition schleppen. Wer nicht mehr konnte, wurde zusammengeschlagen." In den folgenden Jahren mussten Gabriel und weitere Jugendliche aus seinem Dorf an der Seite der LRA gegen die Regierung in den Krieg ziehen. "Ich musste töten", sagt Gabriel.
Weltweit kämpfen nach Schätzungen der Vereinten Nationen rund 300.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in bewaffneten Konflikten - in Rebellengruppen, paramilitärischen Einheiten und auch in Regierungstruppen. Trotz jüngster Initiativen gegen die Rekrutierung von Kindersoldaten wie dem Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention, das im Februar 2002 in Kraft trat, werden immer wieder Minderjährige an die Waffe gezwungen.
Kindersoldaten in Dutzenden Ländern
Unterzeichnet haben das Zusatzprotokoll auch Länder wie Kolumbien, in denen zahlreiche Kindersoldaten in den Bürgerkrieg hineingezogen wurden. "Auf dem Land, wo sich Guerillas, Paramilitärs und Militärs blutige Gefechte liefern, ist die Lage für viele Familien mit Kinder hoffnungslos: Regelmäßig kommen Guerilleros und Paramilitärs in die Dörfer und nehmen Jungen und Mädchen mit", berichtet das Kinderhilfswerk terre des hommes. Der Organisation liegen Berichte über den Einsatz von Kindersoldaten aus Dutzenden Ländern vor.
"Für die meisten Kriege gilt eine Faustregel: Je länger ein Krieg dauert, desto mehr Kinder werden rekrutiert", erklärt terre des hommes. "Je mehr Kinder rekrutiert werden, umso jünger werden die Opfer dieser Praxis." Nicht selten komme es zum "Wettlauf der Kriegsparteien" bei der Rekrutierung: "Nicht nur, weil eine Kriegspartei die Kinder für den Kampf braucht, sondern auch, um dem Gegner zuvorzukommen."
In einer Liste der Vereinten Nationen werden 23 Organisationen und Regierungen aufgeführt, die Kinder und Jugendliche rekrutieren - allerdings werden dabei nur Länder und Konflikte berücksichtigt, mit denen sich der Weltsicherheitsrat derzeit beschäftigt. Dazu zählen Kämpfe und Konflikte in Burundi, Kongo, Liberia, Somalia oder Afghanistan. Nicht aufgelistet sind etwa die Kämpfe im Norden Ugandas, in Kolumbien, in Sudan oder Nepal.
"Es ist eine tragische Tatsache, dass Kinder weltweit in Konflikten auf die zynischste und grausamste Art zu Opfern gemacht werden", beklagte UN-Generalsekretär Kofi Annan kürzlich bei einer Debatte im Sicherheitsrat. Dringend müssten bessere Schutzmaßnahmen für Kinder und Jugendliche durchgesetzt werden. Darauf will der Weltsicherheitsrat nun mit einer am Donnerstag einstimmig verabschiedeten Resolution weiter dringen. Die Regierungen werden darin eindringlich aufgefordert, ihren Pflichten gegenüber Kindern und Jugendlichen nachzukommen und all jene zur Rechenschaft zu ziehen, die Kinder in den Kampf schicken.