Mexikos berühmt-berüchtigte Lucha-Libre-Wrestler dürfen derzeit nicht in die Arenen. Ihre Kampfmontur haben sie deswegen aber mitnichten an den Nagel gehängt. Statt wie gewohnt mit atemberaubenden Stunts die Herzen der Fans schneller schlagen zu lassen, treiben die Wrestler neuerdings auf dem Markt in Mexiko-Stadt ihr Unwesen und legen sich mit Passanten an. Dahinter steckt aber nicht etwa Langeweile. Denn ihre neuesten Lieblingsgegner sind Maskenverweigerer. Die Wrestler haben sich den Kampf gegen Covid-19 auf die Fahnen geschrieben - und lassen dafür nicht nur die Muckis spielen, sondern zeigen sich auch von ihrer humorvollen Seite.
Die Passanten staunten nicht schlecht, als eine Gruppe der Freistil-Westler Lateinamerikas größtem Lebensmittelmarkt "Central de Abasto" vergangene Woche zu ihrem neuestem Schlachtfeld machten. In voller Pracht, mit schillernden, traditionellen Kampfuniformen, stürmte die Gruppe mit Masken und Desinfektionsmittel bewaffnet durch die Gässchen zwischen den Ständen. Sie waren hungrig auf Opfer. Ihr Ziel: alle, die ohne Maske unterwegs waren.
Mit Muckis und Humor gegen Covid-19
Hatten Sie einen Verweigerer ausgespäht, wurde der hart, aber mit Augenzwinkern, in die Zange genommen. "Setzen Sie eine Maske auf", zitiert die Nachrichtenagentur "Reuters" die Ansagen der Wrestler, "seid verantwortungsbewusst." Bei Worten blieb es nicht. So mancher der sich wehrte, wurde mit Desinfektionsmittel besprüht, andere bekamen die Maske zwangsverpasst - statt auf Abstand gingen die Wrestler dabei auch auf Tuchfühlung.
Der Markt erstreckt sich auf einer Fläche von 327 Fußballfeldern, dort herrscht quirlige Betriebsamkeit. Jeden Tag kaufen dort etwa eine halbe Million Menschen ein, ein Hotspot für Infektionen. Mexiko ist hart von der Corona-Pandemie gebeutelt. Inzwischen zählt das Land fast 200.000Todesfälle und liegt damit weltweit an Platz drei. Die Regierung hat ihre liebe Not damit, auf der einen Seite die Lebensmittelversorgung zu sichern, auf der anderen Seite eine weitere Virus-Ausbreitung zu verhindern.

Daher setzen sie jetzt auf die Wrestler. Die genießen in Mexiko Heldenstatus, das Wrestling ist eine der beliebtesten Sportarten im Land. Seit Anfang des Monats schickt eine Behörde der Stadt daher nun die Sportler als Botschafter für die Corona-Maßnahmen durch die Stadt. Sie besuchen verschiedene Märkte der Hauptstadt, umdas Bewusstsein für die Pandemie zu schärfen und gleichzeitig das kulturelle Erbe des Lucha Libre zu fördern. Denn, so sagte Wrestler Ciclon Ramirez Junior: "Der Kampf ist noch nicht vorbei, wir müssen noch mehr geben."
Die Menschen sind begeistert von der Aktion, feiern diese auf den Märkten mit Fan-Gesang und lassen sich gern eine der Masken verpassen. Dass sie dabei auch handgreiflich werden, nehmen die Passanten mit Humor. So meinte eine Mark-Besucherin: "Das ist in Ordnung, weil sie es mit Spaß vermitteln".