Die Hauptangeklagte im NSU-Prozess, Beate Zschäpe, hat die Entlassung ihrer Verteidigerin Anja Sturm beantragt. Das gab der Vorsitzende Richter Manfred Götzl während der Hauptverhandlung bekannt, wie eine Sprecherin des Oberlandesgerichts München bestätigte. Wegen des Antrags von Zschäpe wurde die Verhandlung am Mittwoch vorzeitig beendet, der Prozess soll nun am kommenden Dienstag fortgesetzt werden.
Schon zu Verhandlungsbeginn hatte Zschäpe Blickkontakt zu ihren Anwälten vermieden und anders als sonst nicht mit ihnen gesprochen. In den Pausen saß sie meist allein auf der Anklagebank und löste Kreuzworträtsel.
Zur Begründung Zschäpes für den Antrag äußerte sich Götzel laut der Sprecherin in der Hauptverhandlung nicht. Sturm gehört dem Team von drei Anwälten an, das Zschäpe in dem Verfahren vertritt.
Vertrauen schon längere Zeit belastet
Das Vertrauen Zschäpes zu ihren Verteidigern gilt schon seit längerer Zeit als belastet. Bereits im vergangenen Juli hatte Zschäpe ihren Pflichtverteidigern Sturm, Wolfgang Heer und Wolfgang Stahl ihr Misstrauen ausgesprochen. Das OLG München lehnte eine Entlassung der drei Anwälte aber ab.
Zschäpe hatte sich auch in einem Gespräch mit dem Gerichtspsychiater Norbert Nedopil kritisch über ihre Rechtsbeistände geäußert. Sie empfinde es als "belastend", dass sie auf "Fehler ihrer Anwälte aufpassen" müsse. Auch die Strategie, in der Verhandlung zu schweigen, setze ihr zu.
Seit Anfang Mai 2013 steht Beate Zschäpe unter anderem wegen zehn Morden und zweier Bombenanschläge vor Gericht, die dem Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) angelastet werden. Mit ihr müssen sich vier mutmaßliche NSU-Helfer verantworten.