Weil er seine Mutter ermordet hat, ist ein 15- Jähriger in Ravensburg zu neun Jahren Jugendstrafe verurteilt worden. Das Landgericht sah es als erwiesen an, dass der Junge im vergangenen Juli seine Mutter im Schlaf erstochen hat. Das Gericht blieb mit seinem Urteil nur wenig unter der von der Staatsanwaltschaft geforderten Höchststrafe von zehn Jahren. Als strafmildernd wurden das Geständnis und das Alter des Jungen angesehen. Gegen das Urteil kann Revision eingelegt werden.
Zu der schrecklichen Bluttat sei es gekommen, nachdem die 41-jährige Mutter ihrem Sohn gesagt habe, dass er dieses Jahr nicht versetzt werde, sagte der Vorsitzende Richter der Jugendkammer, Winfried Karitter, in der Urteilsbegründung. Zuvor hatte der Junge nach Angaben des Richters trotz schlechter Noten den Sprung in die nächste Klasse immer erreicht. Er hat laut Karitter die "unrealistische Hoffnung" gehabt, dass er das Klassenziel trotz Fünfen in den Hauptfächern auch diesmal irgendwie schaffe.
Als seine allein erziehende Mutter ihm die schlechte Nachricht überbrachte - ohne heftige Vorwürfe oder Wut -, sei dem Jungen bewusst geworden, dass er sein "schlampertes Leben" so nicht weiter führen könne, obwohl er dies wollte, sagte der Richter. Dabei habe ihm die Mutter im Weg gestanden. "Drei weitere Jahre Schule bis zum Realschulabschluss und drei weitere Jahre die Hilfe seiner Mutter ertragen, wollte er nicht." Karitter: "Die Tat als solche ist kaum verständlich zu machen".
Karitter schilderte den Angeklagten als einen Jungen, der in einer Scheinwelt lebte und in der Schule schlecht war. "Er schleppte sich hin ohne Erfolg". Auf Hilfsangebote von Mutter und Lehrern reagierte er nicht. Das Elternhaus treffe keine Schuld. "Die Mutter hatte sich bemüht."