Reaktionen auf Fialová-Interview "Großwildjäger erweisen Tierwelt großen Dienst"

Von Andrea Votrubová
Das stern-Interview mit der tschechischen Jägerin Fialová löste heftige Kritik aus. Hier sind Stellungnahmen der User, von Peta, Pro Wildlife - und Alena Steinbach, einer deutschen Jägerin.

Fürs Foto lächelt sie auch mal mit blutverschmiertem Gesicht: Michaela Fialová jagt, schießt, und provoziert gerne. Darüber sprach der stern mit ihr in einem längeren Interview. Die Reaktionen auf das Interview waren heftig - Abscheu und Verachtung, aber es gab auch verteidigende Kommentare.

"Was sie antreibt? Jedenfalls nichts, was mit Hirn zu tun hat", schrieb einer der Leser auf der stern-Facebookseite. Ein anderer: "Vielleicht mag sie es, gehasst zu werden." Manch einer zweifelt auch an der geistigen Gesundheit der Tschechin. "Die Frau liefert das beste Beispiel dafür, dass Großwildjäger, egal ob Männlein oder Weiblein, ein massives Problem mit ihrem Selbstbewusstsein haben und dies mit dem Abschuss von gefährdeten Wildtieren aufpolieren müssen und dies mit völlig hanebüchen Theorien rechtfertigen", schrieb eine Nutzerin.

Fast alle Kommentare waren negativ. Und die hier zitierten sind noch die harmlosen. Eine nicht unerhebliche Zahl von Menschen stieß Todesdrohungen gegen Fialová aus.

Trophäenjagd und Wilderei

Auch Naturschutz-Organisationen äußerten sich auf Nachfrage kritisch. Die Peta-Fachreferentin für Wildtiere, Vanessa Reithinger, bezweifelt Fialovás Kernthese, Trophäenjagd verhindere Wilderei. Laut Reithinger ist das Gegenteil der Fall:

"Peta fordert ein Verbot der Trophäenjagd, da der illegale Handel mit Teilen von geschützten Tieren dadurch begünstigt wird. Weil 'legale' Trophäen im Umlauf sind, fällt es Artenschützern und Behörden schwer, diese von den illegal gejagten Körperteilen zu unterscheiden. Dem Schmuggel, teilweise mit in afrikanischen Herkunftsländern gefälschten Papieren, ist somit Tür und Tor geöffnet."

Die Dezimierung der Löwen-Bestände

Diese Ansicht vertritt auch Pro Wildlife. Darüber hinaus wirft die Organisation den Trophäenjägern vor, bedrohte Tierarten zu dezimieren - und zwar weit über das umweltverträgliche Maß hinaus. "Eine aktuelle wissenschaftliche Untersuchung zur Löwenjagd belegt, dass im Jagdreiseland Tansania nicht, wie häufig behauptet, Wilderer, Viehhalter oder Lebensraumzerstörung die Löwen dezimieren, sondern die Trophäenjäger“, sagt Expertin Daniela Freyer. Sie fügt eine betrübliche Statistik hinzu. Demnach lebten 1980 noch über 75.000 Löwen in Afrika, heute sind es nach ihrer Schätzung maximal 39.000. Großwildjäger, sagt Freyer, töten im Durschnitt 614 dieser Raubtiere pro Jahr.

Immer häufiger handele es sich dabei um jüngere Tiere - da die älteren schon längst gejagt und getötet wurden. "Gerade diese Tiere sind aber für die Arterhaltung am wichtigsten, denn sie sorgen in der Regel für Nachkommen und das Überleben einer Art“, sagt Peta-Expertin Reithinger. Fialová hatte in ihrem Interview genau das bestritten. Sie behauptete, dass vor allem alte, kranke oder hochgefährliche Tiere erlegt werden.

Arbeit der Großwildjäger ist verdienstvoll

Und was sagt eine deutsche Jägerin zu Fialová? Die Hamburgerin Alena Steinbach, 25, jagt seitdem sie volljährig ist - nicht, um Trophäen mit nach Hause zu bringen, sondern in erster Linie, um das geschossene Wild auch zu essen. Grundsätzlich vertritt Steinbach die Meinung, dass jede Tierpopulation reguliert werden muss, auch das afrikanische Raubwild wie Tiger, Löwen, Leoparden oder auch Affen.

Das Problem sei, dass diese Tiere nicht nur andere Wildtiere fräßen, sondern auch Stallvieh, teilweise Menschen, außerdem zerstörten sie landwirtschaftliche Flächen, genauso übrigens auch Elefanten. "Oder was meinen Sie, wie ein Feld aussieht, wenn 20 Elefanten darüber marschiert sind? Nicht so schlimm? Sagen Sie das mal der Familie, die davon lebt, was sie erntet.“

Im Fall Afrikas arbeiten die Großwildjäger gegen die menschlichen Räuber, die Wilderer. Denn, darin sind sich beide Jägerinnen einig: Dort, wo professionell gejagt werde, werde kaum gewildert. "Die Profi-Jäger erweisen der Tierwelt einen großen Dienst", sagt Steinbach.

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