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Steigende Kosten Corona, Krieg und Inflation – Tierheime schlagen Alarm

Ein Kaninchen wird in einem Tierheim gefüttert
Kaninchen-Fütterung in einem Tierheim 
© Hauke-Christian Dittrich / DPA
Corona-Krise, Ukraine-Krieg und die hohe Inflation erschweren auch die Arbeit in deutschen Tierheimen. Nach Auffassung des Deutschen Tierschutzbunds braucht es dringend ein Eingreifen der Politik, um die Einrichtungen zu entlasten. Fragen und Antworten zur aktuellen Lage.

Worum geht es? 

Bereits vor der Corona-Krise sei die Lage "nicht rosig" gewesen, sagt eine Sprecherin des Tierschutzbunds. Durch die Pandemie habe sie sich noch verschlimmert. "Die steigenden Kosten, die der Ukraine-Krieg zur Folge hat, insbesondere die steigenden Energiekosten, treffen die Tierheime nun ebenfalls", fügte die Sprecherin hinzu. Die Situation werde sich im Herbst und Winter noch einmal verschärfen.

Wie viele Tiere sind derzeit in Tierheimen erfasst? 

Die Zahl ist nicht genau bekannt. Nach Angaben des Tierschutzbunds ist davon auszugehen, dass im Jahr etwa 350.000 Tiere neu aufgenommen werden.

Wie wirkt sich der Ukraine-Krieg auf die Heime aus? 

Nach Verbandsangaben brachten viele geflohene Ukrainer ihre Haustiere mit nach Deutschland. Einige dieser Tiere seien auch in Tierheimen untergekommen, etwa weil die Besitzer sie nicht in Flüchtlingsunterkünfte mitnehmen durften. Dadurch seien den Tierheimen Kosten entstanden – etwa für die Unterbringung, für Tollwutimpfungen und die Kennzeichnung der Tiere.

Welche sind die größten Probleme? 

Laut Tierschutzbund sind die Tierheime überfüllt mit Tieren, die während der Pandemie angeschafft wurden und nun abgegeben werden. Daneben würden steigende Energiepreise und höhere Kosten für Tierfutter die Situation in Richtung Herbst verschärfen. Auch die Tierarztkosten würden wegen einer geplanten Anpassung der Gebührenordnung steigen. Weiter sei die Anhebung des Mindestlohns ein relevanter Kostenfaktor.

Wie könnten die finanziellen Probleme gelöst werden?

Der Tierschutzbund fordert, dass die Kommunen ihre Einnahmen aus der Hundesteuer zu 50 Prozent an die Tierheime abgeben sollten. Anders sieht das der Deutsche Städte- und Gemeindebund. Eine Kopplung an die Hundesteuer sei haushaltsrechtlich nicht umsetzbar und auch nicht zweckmäßig, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Es müsse vielmehr konkret geprüft werden, wie der Finanzierungsbedarf der Tierheime vor Ort sei. Die Forderung nach einer finanziellen Förderung sei jedoch verständlich.

Wie steht es um die Spendenbereitschaft? 

Auch bei den Spenden verschlechterte sich die Lage laut Tierschutzbund. 56 Prozent der dem Tierschutzbund angeschlossenen Tierheime meldeten für das Jahr 2020 gesunkene Spendeneinnahmen wegen der Coronakrise. Die Gründe lägen in abgesagten Veranstaltungen, Vereinsfesten oder Basaren. "Zurzeit berichten die Tierheime erneut von einem deutlichen Rückgang der Spendenbereitschaft", heißt es.

Unterstützt der Bund die Tierheime? 

Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft werden im Haushalt fünf Millionen Euro als Ukraine-Hilfe zur Verfügung gestellt. Das Ministerium erstellte eine Förderrichtlinie, die nun in der Bundesregierung abgestimmt wird. Gleichzeitig fordert Minister Cem Özdemir (Grüne) "aber auch von Städten und Kommunen, ihrer Verantwortung und vor allem ihrer Rechtspflicht nachzukommen". Die Kommunen seien etwa verantwortlich dafür, die gestiegenen Kosten für Fundtiere besser auszugleichen.

Wie sind die Aussichten? 

"Wenn die Tierheime keine Hilfe erhalten, dann steht der karitative Tierschutz in Deutschland vor dem Aus", heißt es vom Tierschutzbund. Die Tierheime würden bereits im Minusbereich wirtschaften.

Wie lassen sich Tierheime unterstützen? 

Zu viele unüberlegt angeschaffte Tiere werden an die Tierheime abgegeben. "Wer sich für ein Tier interessiert, sollte sich die Anschaffung gut überlegen und sicherstellen, dass man für das Tier sorgen kann", erklärt der Tierschutzbund. Daneben könnten sich Menschen auch ehrenamtlich engagieren – vom Gassigehen mit Hunden bis zum Anpacken bei Büroarbeit oder handwerklichen Tätigkeiten.

key, tbh/cfm AFP

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