Union-Wirtschaftsrat Karlheinz Schreiber, bitte melden!

  • von Georg Wedemeyer
Was für eine Groteske: Waffenhändler Schreiber, der nach Kanada geflüchtet ist, hat jahrelang keine Beiträge für den Wirtschaftsbeirat der Union bezahlt. Die Union beschwerte sich bei Schreiber. Schriftlich.

Der honorige Wirtschaftsbeirat der Union ("Wir wollen die Berufserfahrungen unserer Mitglieder gegenüber der Politik zu Geltung bringen") will offenbar auf das Geld und die Ratschläge des flüchtigen Waffenlobbyisten Karlheinz Schreiber nicht verzichten. Im September schrieb die Vereinigung, der 1900 Führungskräfte und "international operierende Großunternehmen" angehören, in einem Brief an die Schlüsselfigur der CDU-Spendenaffäre:

"Sehr geehrter Herr Schreiber, Sie sind seit 1972 Mitglied im Wirtschaftsbeirat. Bis 2004 haben Sie die jährlichen Mitgliedsbeiträge bezahlt. Seitdem können wir keinen Zahlungseingang feststellen. Sie wissen, dass wir unsere Arbeit ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen finanzieren und deshalb ... nicht auf Ihren Beitrag verzichten können. Wir bitte Sie daher noch einmal eindringlich, die offenen Beiträge für 2005 und 2006, gesamt 300 Euro, baldmöglichst an uns zu überweisen."

Das an seine bayerische Adresse gerichtete Schreiben erreichte Karlheinz Schreiber mit Verspätung. Denn seit Jahren versucht sich der 72jährige in Kanada einer Auslieferung an die deutsche Justiz zu entziehen. Ihm wird von der Staatsanwaltschaft Augsburg Steuerhinterziehung in Millionenhöhe, Bestechung und Untreue vorgeworfen. Auf stern.de-Nachfrage wollte man sich beim Wirtschaftsbeirat nicht von dem Brief an Schreiber distanzieren. Herr Schreiber sei nun einmal Mitglied, hieß es.

Von Waffen- und Spendengeldern

Schreibers Geld stammt aus Panzergeschäften mit Saudi-Arabien und Airbus-Provisionen. 1991 hatte Schreiber dem damaligen CDU-Schatzmeister Walther Leisler Kiep eine Million Mark in bar in einem Koffer auf einem Supermarkt-Parkplatz in der Schweiz überreicht. Acht Jahre später löste das die CDU-Spendenaffäre aus, weil die Kohl-Partei dieses Geld nicht ordnungsgemäß verbucht hatte. Im Sommer 2005 hatte der Ex-Rüstungsstaatssekretär Ludwig-Holger Pfahls (CSU) gestanden, von Schreiber rund zwei Millionen Euro Schmiergeld erhalten zu haben. Die Quittung: 2 Jahre und 3 Monate Haft. Auch zwei Manager der Firma Thyssen hatten Geld von Schreiber bekommen und nicht versteuert (jeweils mehrjährige Haftstrafen, teils auf Bewährung).

Letzter im Bunde ist Max Strauß. Er soll von seinem Busenfreund Karlheinz Schreiber ebenfalls mit mehreren Millionen Mark bedacht worden sein, wofür der Sohn des legendären Franz-Joseph in erster Instanz zu 3 Jahren und 3 Monaten verknackt wurde. Das Urteil wurde jedoch vom Bundesgerichtshof in Karlsruhe wieder aufgehoben. Nun muss voraussichtlich im Dezember in Augsburg neu verhandelt werden.

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