Amanda Knox im TV-Interview Kiffen und Sex war normal wie Pasta

In ihrem ersten Interview hat Amanda Knox über die Mordnacht, ihre Schuld und ihr Geständnis gesprochen. Über den neuen Prozess sagte sie: "Ein Gefühl, wie durch ein Feld mit Stacheldraht" zu gehen.

Warum hatte Amanda Knox ein Geständnis unterschrieben? Damals im November 2007? In dem sie zugab, ihre Mitbewohnerin Meredith Kercher ermordet zu haben, beziehungsweise an der Tat beteiligt gewesen zu sein? Zu dem Zeitpunkt sei sie gerade einmal sechs Wochen in Italien gewesen, und der Sprache noch nicht mächtig. Die Polizisten, die sie vernommen hatten, hätten sie massiv unter Druck gesetzt, sie außerdem angeschrien und sogar auf den Kopf geschlagen. "Ich war erschöpft und übermüdet und habe das zugegeben, was man mir immer wieder vorgehalten hatte". So schildert die 25-Jährige nun, sechs Jahre später, im US-Fernsehsender ABC die Umstände, die letztlich zu ihrer Verurteilung führten.

26 Jahre sollte sie nach Willen des Gerichts ins Gefängnis. "Ich saß im Gerichtssaal und sie nannten mich einen Teufel. Für sie war ich eine Mörderin", sagte Knox in dem Interview. Doch in Wahrheit sei sie in der Mordnacht bei ihrem Freund gewesen, sie hätten Marihuana geraucht und Sex gehabt. Auf die Frage, ob sie an dem Mord beteiligt war, sagte Knox "Nein", ich war nicht dort". Als das erste Urteil verkündet wurde, "konnte ich nicht mehr atmen", so die junge Frau weiter.

Präzise getimte Interviews

Vier Jahre lang verbrachte sie hinter Gittern, 2011 dann wurde sie freigesprochen. Das TV-Interview (sowie Gespräche mit dem Magazin "People" und der Zeitung "USA Today") war präzise getimt: Zeitgleich am Dienstag erschien Knox Autobiografie "Zeit, gehört zu werden" (im Original "Waiting to Be Heard"). Sie wolle "die Dinge richtigstellen", schreibt Knox in ihrem Buch, das auch in Deutschland erschien. Darin schreibt sie über Selbstmordpläne hinter Gitter und wirft einem hochrangigen Gefängnisangestellten sexuelle Belästigung vor.

Amanda Knox wendet sich auch an die Öffentlichkeit, wie sie möchte, "dass die Wahrheit ans Licht kommt". "Ich möchte, dass die Missverständnisse erkannt werden. Ich möchte, dass ich wieder als Mensch gesehen werde." Zur bevorstehenden Neuauflage des Verfahrens meinte Knox, dies sei ein Gefühl, als müsste sie erneut "durch ein Feld mit Stacheldraht" gehen.

Auch ihr Ex-Freund hat ein Buch geschrieben

Der Kriminalfall hatte weltweites Aufsehen erregt - italienische Medien titulierten Knox als "Engel mit den Eisaugen". 2007 wurde ihre Freundin Meredith Kercher in der Universitätsstadt Perugia mit durchschnittener Kehle und halbnackt aufgefunden. Es war von Sexspielen die Rede, die außer Kontrolle geraten seien. Jetzt soll ihr Fall in Italien erneut aufgerollt werden - Knox lebt mittlerweile wieder in den USA. Ihr damaliger Freund Raffaele Sollecito wurde ebenfalls zu lebenslanger Haft verurteilt. Er lebt jetzt in der Schweiz und hat auch ein Buch über die Zeit geschrieben.

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