Die Spuren der Zerstörung sind knapp zwei Tage danach nicht gerade üppig: In der Hamburger Innenstadt deutet auf den ersten Blick nichts auf Brände und Feuerwehreinsätze hin. Zum Beispiel in der Kirchenallee, vis à vis vom Hauptbahnhof, im Hotel "Europäischer Hof". 120 der insgesamt 400 Hamburger Feuerwehrleute waren hier jüngst im Einsatz, um ein "Großfeuer" zu löschen, wie Sprecher Martin Schneider sagt.
Doch die Fassade blitzt zwei Tage später wie eh und je. Auch nach dem Betreten des weitläufigen Foyers deutet nichts auf eine Feuersbrunst hin. "Wir äußern uns dazu nicht in der Öffentlichkeit", sagt eine freundliche Frau im Hosenanzug. So ein Brand kann auch eine sensible Angelegenheit sein. Darüber spricht man lieber nicht.
Wiedersehen mit einem alten Bekannten
Zwölf Brände in nur zwei Tagen - und alle nur wenige Meter voneinander entfernt - vor allem in der Innenstadt. Nun wurde der Feuerteufel gefasst. Die Polizei sagt, der schnelle Fahndungserfolg sei nach der Auswertung von Zeugenaussagen und Bildern von Überwachungskameras durch das auf Branddelikte spezialisierte Landeskriminalamt 45 möglich geworden.
Nachdem die Polizei Ermittlungsakten von alten Bekannten überprüft hatte, erinnerten sich die Beamten an einen Brandstifter, der bereits vor neun Jahren für eine Serie von Brandanschlägen zwischen Berliner Tor und Hamburg-Billstedt verantwortlich war: Der 31-Jährige Mario H. aus dem Hamburger Stadtteil Rothenburgsort, der für die damaligen Taten verurteilt worden war. Nun konnte er mithilfe der Videobilder an mindestens vier der zwölf aktuellen Brandorte identifiziert werden.
Über das Ausmaß der Schäden hüllte sich die Polizei in Schweigen: Vorschnelle Schätzungen der Polizei könnte den Versicherungen übel aufstoßen, heißt es dort.
"Eine verkohlte Euro-Holzpalette und Papier"
In der Adenauerallee 25, beim Hotel "Alte Wache", ebenfalls um die Ecke des Hauptbahnhofs ist von Schäden nichts zu sehen, genauso wenig wie im Gewerkschaftshaus von Verdi, am Besenbinderhof. Und wieder zeigt sich das Hotelpersonal wortkarg: "Es hat gar nicht hier im Hotel gebrannt sondern im Nebenhaus", blafft ein Angestellter des Hotels. "Nur weil da 'Hotel' draufsteht, sagen alle, es sei hier gewesen."
Das kann ein Zeuge jedoch belegen: Sebastian Brandt war am Mittwoch zwischen 18.30 Uhr und 19 Uhr im Büro seines Arbeitgebers, einem Immobilien-Beratungs-Institut, direkt neben dem Hotel, als ihm plötzlich Rauch in die Nase stieg. "Ich dachte erst an einen Kabelbrand", sagt der blonde 28-Jährige. Noch bevor er und seine Arbeitskollegen wussten, woher der Rauch kam, hätten schon "sechs Löscheinheiten" und "ein paar Polizeiwagen" vor der Tür gestanden.
Die Beamten seien dann in den Hinterhof des Hotels, "wo die stärkste Rauchentwicklung aus der Küche kam", so Brandt weiter. "Die haben dort eine verkohlte Euro-Holzpalette und Papier herausgeholt." Angst habe seither aber weder er noch seine Kollegen: "Bei uns wird an der Tür ja kontrolliert, wer reinkommt", sagt der Nachbar. Wenige Hundert Meter entfernt, Beim Strohhause 24, hatte es in einem Aufenthaltsraum eines Bistrobetreibers, über dem Haupteingang eines Real-Marktes, gebrannt. An einem der Fenster, im ersten Stock des Neubaus mit der glatten Steinfassade, zeugen schwarze Russspuren davon. Es seien ein paar Tische, Stühle, ein Spind und Zeitungen verbrannt, sagt Matthias Zenker von der Geschäftsleitung. Dabei wirkt er, als könne er die mediale Aufregung, die nun mit einem Happyend endete, überhaupt nicht verstehen.