Den Polizisten im kalifornischen San Jose stockte der Atem, als ihnen am Donnerstag das Ausmaß des Verbrechens klar wurde, dass der 63-jährige Arthur Dean Schwartzmiller möglicherweise begangen hat. Im Haus des mutmaßlichen Kinderschänders, den sie soeben festgenommen hatten, fanden die Beamten insgesamt sieben Ringbücher. Auf1360 Seiten hatte Schwartzmiller dort reihenweise Namen und Details über 36000 sexuelle Kontakte mit Jungen in den USA, Brasilien und Mexiko aufgelistet. Wegen Kindesmissbrauchs war er bereits mehrfach verurteilt worden, seit Jahren aber auf freiem Fuß.
Säuberliche Buchführung über Vergehen
"Wenn dieser Typ nur ein Zehntel so aktiv war wie es den Anschein hat, ist dies ein entsetzlicher Fall", sagte Polizeiinspektor Scott Cornfield am Donnerstag in San Jose. Ein anderer Beamter bezeichnete Schwartzmiller als "einen der aktivsten Kinderschänder, den wir je gesehen haben". Die Polizei hofft, mit der Veröffentlichung des Falls Opfer zu finden. Der Haftbefehl bezog sich zunächst nur auf den Missbrauch von zwei 12-Jährigen in San Jose. Eine der Mütter hatte die Polizei alarmiert. In den Ringbüchern fand die Polizei Namen und Codenamen nach Kategorien geordnet: "Jungen unter 12", stand dort, oder "Süße Jungs" und "Jungen, die Nein sagen". Manche Kinder waren unter Spitznamen wie "Cowboy" aufgeführt. Dahinter stehen nach Angaben der Polizei teils konkrete Einzelheiten über das, was Schwartzmiller mit den Jungen angeblich gemacht hat. Ob es sich dabei um Fantasien oder tatsächliche Verbrechen handelt, war zunächst unklar. "Wir glauben, dass die Codes für bestimmte Sexualakte stehen, die beschreiben, wie er sich an den Kindern vergangen hat", sagte Cornfield.
Kinderschänder spielte Tagesvater
Nachbarn zeigten sich wenig überrascht von der Festnahme. "Gleich am ersten Wochenende, nachdem er eingezogen war, kamen meine Kinder mit Eis nach Hause", berichtete Lisa Thornburg, Mutter zweier junger Söhne, dem "San Francisco Chronicle". Als sie erfuhr, dass der neue Nachbar allein stehend war und keine Kinder hatte, bat sie ihre Söhne, einen Bogen um das Haus zu machen. Andere Nachbarn berichteten der Lokalzeitung "Mercury News", dass Schwartzmiller ständig mit Jungen draußen zu sehen war. Einige seien von ihren Eltern mehrmals in der Woche gebracht worden, weil Schwartzmiller sie offenbar als Tagesvater beaufsichtigte.
Die Polizei sieht darin ein typisches Kinderschändermuster. Die Männer schmeichelten sich bei den Eltern ein, ehe sie die Kinder mit Geschenken überhäufen, sagte die Polizei. Schwartzmiller, der als Handwerker arbeitete, habe jede Menge Skateboards bereitgehalten und die Jungen mit Videos und Computerspielen gelockt.
Verfahren in mehreren US-Bundesstaaten
Der 63-Jährige stand nach Presseberichten seit 1970 wegen Kindesmissbrauchs in Alaska, Idaho und Oregon vor Gericht und wurde auch in New York, Kalifornien, Arkansas und Washington unter Missbrauchsverdacht festgenommen. Der Fall in Oregon liegt mehr als zehn Jahre zurück. Damals seien zahlreiche Zeugen eingeschüchtert gewesen und hätten keine Aussage gemacht, sagte Staatsanwalt Jim Hayden dem "San Francisco Chronicle". Schwartzmiller habe sich schließlich schuldig bekannt und sei nach drei Jahren Gefängnis auf Bewährung entlassen worden. "Ich hätte den Typen am liebsten für immer hinter Gitter gesteckt, aber Komplikationen in dem Fall ließen das nicht zu", sagte der Staatsanwalt der Zeitung.
Schwartzmiller benutzte Decknamen
Schwartzmiller, der unter mehreren Decknamen lebte und seine kriminelle Vergangenheit damit möglicherweise verstecken konnte, wurde Ende Mai gefasst. Eine Mutter hatte die Polizei alarmiert, weil bei ihrem 12-jährigen Sohn eine CD voller pornografischer Bilder entdeckt hatte. Der Junge sagte, er habe das Material von Schwartzmiller bekommen. Die Polizei beschlagnahmte in seinem Haus weitere CDs, Computer und einen zwei Meter hohen Server. Untersucht werde, ob Schwartzmiller einen Pornoring betrieb, sagte die Polizei. Ein Mitbewohner Schwartzmillers wurde ebenfalls festgenommen.
Jungen, die Nein sagten
Neben den Namenslisten mit Eintragungen wie "blonde Jungen", "Jungen unter 12" und "Jungen, die Nein sagten" fand die Polizei bei einer Hausdurchsuchung zahlreiche Ordner mit pornografischen Fotos von Kindern. Der Mann soll vor 36 Jahren mit den Aufzeichnungen begonnen haben. Er hat ein langes Vorstrafenregister und war zuvor in mehreren US-Staaten wegen sexuellen Missbrauchs verhaftet worden.
Der mutmaßliche Kinderschänder soll seine Opfer mit Geschenken und dem Versprechen, Fernsehen zu schauen, in sein Haus gelockt haben. Die Polizei rief mögliche Belästigungsopfer dazu auf, bei den Ermittlungen behilflich zu sein.