Drama von Eislingen Waren auch Frederiks Eltern in Gefahr?

  • von Malte Arnsperger
Was hat die mutmaßlichen Vierfachmörder getrieben? Nach stern.de-Recherchen hat sich einer der beiden im Gefängnis zum Ablauf der Tat geäußert - angeblich wollten sie weiter töten.

Sie schauten ernst und schwiegen: Am vergangenen Montag wollten sich Andreas Häussler und Frederik Begenat noch nicht zu dem Vierfachmord von Eislingen äußern. Die beiden Freunde sollen in der Nacht zu Karfreitag die Familie Häussler getötet haben. Mit großer Spannung werden ihre möglichen Aussagen am Donnerstag erwartet - sprechen wird vermutlich Begenat, möglicherweise auch Häussler. Neue Details deuten darauf hin, dass die Angeklagten noch kaltblütiger vorgingen, als bisher angenommen.

Zwei junge Männer aus gutem Hause – und so eine brutale Tat? Warum? Das ist die Schlüsselfrage in diesem Prozess um den Mord an der Familie Häussler. Schon am ersten Prozesstag hatte Staatsanwältin Brigitte Lutz in ihrer Anklage geschildert, wie planvoll die beiden Angeklagten vorgegangen sein sollen. So soll Andreas, der Sohn der Familie, die Tat seit langem geplant und einige Tage zuvor seinen Freund eingeweiht haben. Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Ulm haben die heute 19-jährigen Schüler auch detaillierte Vorkehrungen getroffen, um ihre Täterschaft zu verdecken und falsche Spuren zu legen.

So soll Andreas Häussler beispielsweise sein Handy unmittelbar vor dem Mord an seinen Schwestern hinter einer Bäckerei in Eislingen deponiert haben, um einen anderen Aufenthaltsort vorzutäuschen als das Haus der Eltern, wo die Tat geschah. Ferner war laut den Ermittlern auch geplant, Andreas als Opfer zu inszenieren – er sollte sich in den Oberarm schießen. Ein Plan, den die beiden allerdings nicht in die Tat umsetzten. Gemeinsam hatten die beiden Freunde demnach auch überlegt, wie sie Leichenteile durch Säure oder durch Verbrennen beseitigen könnten. Notizen mit solchen Hinweisen fanden sich in einem Erddepot im Wald, wo auch die Tatwaffen versteckt waren.

Weitere Ermordung geplant?

Einem Sozialarbeiter im Ulmer Gefängnis soll Andreas Häussler weitere Details zur Planung der Tat berichtet haben. Demnach planten die beiden auch die Ermordung von Frederiks Eltern. Einzige Begründung: Frederik sei von seinen Eltern mit seinen Problemen allein gelassen worden. Gegenüber seinen Eltern dementierte Frederik jedoch, dass auch sie getötet werden sollten.

Über ähnliche Familienprobleme wie Frederik berichtete offenbar auch Andreas. Gegenüber dem Gefängnismitarbeiter soll er gesagt haben, sein Vater habe große Macht über die Familie ausgeübt. Die Belege dafür klingen allerdings eher dünn: Hansjürgen Häussler habe beispielsweise vorgeschrieben, welche Lebensmittel gekauft werden sollten. Die Mutter habe sich nicht gegen das Diktat des Vaters aufgelehnt. Auch seine Schwestern hätten sich mit der Art seines Vaters abgefunden. Zudem hätten sie finanziell davon profitiert und größere Zuwendungen bekommen als Andreas. Auch er, der Sohn, habe die materielle Sicherheit geschätzt und sei deshalb nicht ausgezogen.

Aufschlussreicher klingen andere Bekenntnisse des jungen Mannes. Seine Familie sei ihm intellektuell unterlegen, behauptet er. In seiner Umgebung galt der junge Häussler als strahlender "Sunnyboy", aber auch als besserwisserisch und überheblich. Über sich selbst sagte der Angeklagte dem Gefängnismitarbeiter, er habe sich schon in seinen frühen Jahren aus der Familie zurückgezogen und in seiner eigenen Welt gelebt.

Andreas Häussler beschuldigt offenbar seinen Freund, allein für die Schüsse verantwortlich zu sein. Frederik habe zuerst die Schwestern getötet und sei dann mit einem Grinsen aus deren Zimmer gekommen. "Was soll der Scheiß", seien die letzten Worte einer der Schwestern gewesen, habe Frederik berichtet. Dann habe er auch die Eltern erschossen. Er selber, so erzählte es Andreas offenbar dem Gefängnismitarbeiter, habe es nicht fertig gebracht, seine Familienangehörigen zu erschießen. Die Staatsanwaltschaft geht aber davon aus, dass beide geschossen haben.

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