Familiendrama Vater und Kinder verbrannt

In einem Wald bei Celle hatte ein Jäger das ausgebrannte Auto mit den Überresten von drei Menschen gefunden. Die Fahnder vermuten eine Familientragödie wegen eines Streits um das Sorgerecht.

Ein Streit um das Sorgerecht für die beiden Söhne hat vermutlich eine Familientragödie mit drei Toten in einem Wald bei Celle ausgelöst. Die Polizei geht davon aus, dass es sich um einen als vermisst gemeldeten 47-Jährigen aus Neu Wulmstorf bei Hamburg und die beiden 7 und 8 Jahre alten Söhne handelt. Erst die Identifizierung der Leichen könne aber letzte Gewissheit geben, sagte ein Polizeisprecher in Celle. Die Untersuchung in der Medizinischen Hochschule Hannover wird an diesem Donnerstag wieder aufgenommen. "Auf Grund der großen Hitzeentwicklung im Fahrzeug sind die Leichen so stark verbrannt, dass wir nur vermuten können, dass es sich um einen Erwachsenen und zwei Kinder handelt", sagte der leitende Ermittlungsbeamte der Polizei in Celle. Die Identifizierung werde voraussichtlich mehrere Tage dauern. Die Mutter der Kinder wird von der Polizei betreut.

Abschiedsbrief am Tatort

Die Frau hatte ihren geschiedenen Mann und die Söhne am Freitag als vermisst gemeldet. Der Ingenieur hatte die Kinder nicht zum vereinbarten Zeitpunkt zurück zu ihrer Mutter nach Neu Wulmstorf gebracht. Vorher habe sich das geschiedene Ehepaar über das Sorgerecht für die Kinder gestritten. Der Vater habe in der Nähe des Fahrzeuges ein Abschiedsbrief hinterlassen, so die Celler Polizei: "In dem Abschiedsbrief nimmt der Vater Stellung zur Familiensituation".

Jäger Jobst Barckhausen hatte den ausgebrannten VW-Passat am Dienstagabend auf einer Lichtung im Celler Ortsteil Boye entdeckt. "Der Wagen muss schon mindestens drei Tage dort gestanden haben", sagte er. Auf Fahrer- und Rücksitz fand er die Überreste von drei Menschen. "Da hat es tagelang draufgeregnet". Die Polizei fand Spuren von Brandbeschleuniger.

Entsetzen und Fassungslosigkeit breiten sich unterdessen in der Nachbarschaft aus, seit sich die Nachricht herumgesprochen hat. "Dass ein Vater die eigenen Kinder umbringt, kann ich einfach nicht begreifen", sagt eine Hausfrau aus der Nachbarschaft der betroffenen Mutter. Die beiden blonden Jungen sind bekannt in dem ruhigen, grünen Wohnviertel, wo sie seit mehreren Jahren mit ihrer Mutter lebten. "Das sind zwei süße und liebe Jungs, und auch die Mutter ist eine sehr freundliche Frau, die immer nett grüßt", sagt die 48 Jahre Nachbarin. Bei einer anderen Frau aus dem Nachbarhaus liegen die Nerven blank. Von ihrem Balkon aus beschimpft und bedroht sie jeden Unbekannten, der in ihr Blickfeld gerät. "Die Kinder kommen schon weinend aus der Schule und werden auch noch mit Fragen belästigt", empört sie sich laut.

"Den hat man hier kaum gesehen"

Nur ein paar Straßen entfernt von der Wohnung der Mutter in dem gepflegten Mehrfamilienhaus liegt das Reihenhaus, in dem der 47-jährige Vater der Kinder wohnte. "Den hat man hier kaum gesehen", sagt eine Frau mit rotem Haarschopf.

"Dieser Mensch muss ein völlig ausgehebeltes Weltbild gehabt haben", vermutet Günter Schadwinkel, Bürgermeister der Gemeinde. Von der örtlichen Polizei hatte er die bisher bekannten Hintergründe und den Wortlaut des Abschiedsbriefes erfahren. "Daraus geht hervor, dass der Mann sich so verfolgt und in die Enge getrieben fühlte, dass er diese Kurzschlusshandlung als letzten Ausweg begriffen hat". Er selbst sei erschüttert von der Nachricht, sagte der Bürgermeister. Mit offiziellen Beratungen über das weitere Vorgehen der Gemeinde wolle er abwarten, bis das endgültige Ergebnis der Leichenidentifizierung vorliegt.

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