Familiendrama von Schwalmtal Rentner will im Prozess um Dreifachmord aussagen

Weil das Haus seiner geschiedenen Tochter zwangsversteigert werden sollte, drehte er durch: Nach dem Blutbad von Schwalmtal muss sich ein 72-Jähriger nun wegen dreifachen Mordes vor Gericht verantworten. Er soll zwei Anwälte und einen Gutachter erschossen haben.

Ein halbes Jahr nach dem Blutbad im niederrheinischen Schwalmtal hat in Mönchengladbach der Prozess gegen einen 72-jährigen Rentner begonnen. Er soll kaltblütig zwei Rechtsanwälte und einen Gutachter erschossen haben. "Dass er geschossen hat, räumt er ein. Dass er der Täter ist, steht fest", sagte sein Verteidiger Siegmund Benecken beim Prozessauftakt am Landgericht und kündigte eine Aussage des Angeklagten im Verlauf des Verfahrens an.

Die Tochter des Rentners hatte sich scheiden lassen, das gemeinsame Haus der Geschiedenen sollte nach jahrelangem Streit zwangsversteigert werden. Um den Wert des Hauses zu ermitteln, waren zwei Rechtsanwälte und zwei Gutachter in dem Gebäude zusammengekommen. Weil er die Männer für korrupt hielt und befürchtete, dass seine Tochter über den Tisch gezogen wird, soll der Rentner gleich zu Beginn des Treffens wortlos eine Pistole hinter seinem Rücken hervorgezogen und geschossen haben.

Noch in der Tatnacht legte der Mann ein Geständnis ab

Der Staatsanwalt strebt eine lebenslange Haftstrafe wegen dreifachen Mordes und Mordversuchs mit anschließender Sicherungsverwahrung an. Der Auftakt des Prozesses vor dem Landgericht war Anfang Februar verschoben worden, weil der 72-Jährige sich einem Eingriff am Herzen unterziehen musste.

Der Mann aus Unna hatte noch in der Tatnacht ein Geständnis abgelegt und seither zu den Vorwürfen geschwiegen. Die Zusammenarbeit mit einem Psychiater zur Frage der Schuldfähigkeit hatte er abgebrochen. Stundenlang hatten Spezialeinheiten der Polizei im vergangenen August das Haus belagert, bevor der Rentner sich ergeben hatte. Drinnen fanden die Beamten dann die Leichen der Erschossenen.

Zwei 38 und 70 Jahre alte Rechtsanwälte sowie ein Gutachter, 48, starben im Kugelhagel. Ein zweiter Gutachter, 50, konnte sich von zwei Kugeln getroffen aus dem Haus retten. Während der Bluttat waren die Ehefrau, 69, des Rentners, sein Bruder und die Tochter, 44, im Haus.

Jahrelang soll der Senior versucht haben, den Verkauf des Hauses, in dem seine Tochter lebte, zu verhindern. Zwar gehörte ihm das Gebäude nicht, er hatte es aber für seine Tochter und deren Familie renoviert und umgebaut.

DPA
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