Der als unzurechnungsfähig eingestufte norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik muss sich vor Prozessbeginn erneut auf seinen Geisteszustand untersuchen lassen. Dies ordnete das zuständige Gericht in Oslo am Freitag an. Zwei Psychiater wurden mit einer neuen Untersuchung betraut, teilte das Gericht mit. "Die Umstände erfordern eine neue Untersuchung des Geisteszustands des Verdächtigen durch unabhängige Experten", sagte die Richterin.
Das erste, umstrittene Gutachten hatte die fehlende Zurechnungsfähigkeit des Massenmörders festgestellt. Die Expertise stuft Breivik als "psychotisch" und "paranoid schizophren" ein. Würde diese erste Einstufung für das Verfahren ab kommendem April übernommen, kann der 32-Jährige nicht zu Haft verurteilt, sondern nur in eine geschlossene Psychiatrie eingewiesen werden.
Überlebende und Opferfamilien forderten neue Expertise
Anwälte von Überlebenden und Opferfamilien hatten sich für ein weiteres Gutachten ausgesprochen. Die Staatsanwaltschaft hatte dies als nicht notwendig abgelehnt. Breivik ist nach Angaben seiner Anwälte ebenfalls gegen eine nochmalige Untersuchung. Er werde die Entscheidung des Gerichts mit seinem Mandanten besprechen, sagte Breiviks Anwalt.
Sollte sich Breivik weigern, mit den Experten zusammenzuarbeiten, so könnten diese eine Verlegung in eine sichere psychiatrische Einrichtung beantragen, sagte einer der neuen Gutachter. Die neuen Experten sollen laut Medien auch klären, ob der 32-Jährige Attentäter an anderen psychischen Erkrankungen leide, und ob es einen Zusammenhang zwischen seinen Handlungen und einem rechtsextremen Manifest gibt. Die Bekenntnisse hatte Breivik kurz vor seinen Anschlägen im Internet veröffentlich
Breivik hatte am 22. Juli bei zwei Anschlägen 77 Menschen getötet. Der rechtsradikale Islamgegner begründet sein Verbrechen mit Hass auf Zuwanderer aus islamischen Ländern und auf die norwegischen Befürworter einer multikulturellen Gesellschaft.