Bei den Zeugen Jehovas Tat, Opfer und Täter: Was wir über die Gewalttat in Hamburg wissen – und was nicht

Senator der Behörde für Inneres und Sport in Hamburg, nimmt an einer Pressekonferenz im Polizeipräsidium teil.
Senator der Behörde für Inneres und Sport in Hamburg, nimmt an einer Pressekonferenz im Polizeipräsidium teil
© Christian Charisius / DPA
Sehen Sie im Video: Pressekonferenz nach Amoklauf in Hamburg – Schütze war Ex-Mitglied der Zeugen Jehovas.




STORY: (HINWEIS: DIESER BEITRAG IST OHNE SPRECHERTEXT) Das teilten Polizei, Staatsanwaltschaft und Innenbehörde teilten am Freitag in Hamburg bei einer Pressekonferenz weitere Details zu dem mutmaßlichen Täter mit, der am Donnerstagabend sieben Personen und anschließend sich selbst getötet hat. Andy Grote, Senator für Inneres: "Das ist die schlimmste Straftat, das schlimmste Verbrechen, in der jüngeren Geschichte unserer Stadt. Und wir haben es mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit dem sehr, sehr schnellen und entschlossenen Eingreifen der Einsatzkräfte der Polizei zu verdanken, dass hier nicht noch mehr Opfer zu beklagen sind." Matthias Tresp, Leiter Schutzpolizei: "Bevor der Täter in das Gebäude selbst eindrang, er ist von der Nordseite des Gebäudes, hier haben Sie sich die Straße vorzustellen, ist er rechtseitig an das Gebäude herangetreten, während in diesem Gemeindesaal im Erdgeschoss eine Veranstaltung der Gemeinde mit circa 50 Gästen stattgefunden hat. Dieser Täter hat dann, bevor er auf das Gebäude agiert hat, eine auf dem dortigen Parkplatz befindliche Frau, die mit einem Fahrzeug rangierte, wahrgenommen. Hat auf dieses Fahrzeug, in dem sich eine Frau befand, geschossen. Wir haben derzeit zehn Einschüsse auf dieses Fahrzeug. Die Frau konnte leicht verletzt mit dem Auto flüchten. Hat sich dann unmittelbar danach von einem anderen Ort bei der Polizei gemeldet. Danach hat der Täter mit der Schusswaffe durch die Scheibe auf die Veranstaltung eingewirkt. Ist im weiteren Verlauf durch das Fenster in das Gebäude eingedrungen, unter permanentem Schusswaffengebrauch. Näheres wird Herr Radszuweit ihnen gleich sagen." Thomas Radszuweit, Leiter Staatsschutz: "Dieser Amoklauf wurde von dem 35-jährigen deutschen Staatsangehörigen Philipp F. begangen. Kriminalpolizeilich, wir haben es eben schon von der Staatsanwaltschaft gehört, ist er bislang nicht als Beschuldigter in Erscheinung getreten. Er wurde ebenfalls tot in der Kirche der Zeugen Jehovas aufgefunden. Offensichtlich richtete er seine Waffe gegen sich selbst, bei Eintreffen der Einsatzkräfte. Bei Philipp F. handelt es sich um ein ehemaliges Mitglied dieser Gemeinde der Zeugen Jehovas, welches die Gemeinde vor etwa anderthalb Jahren freiwillig, aber offenbar nicht im Guten verlassen hat. Er war offenbar ledig, lebte und arbeitete seit 2014 in Hamburg. Philipp F. verfügte über eine waffenrechtliche Erlaubnis als Sportschütze und war daher im legalen Besitz einer Schusswaffe des Typs Heckler und Koch P 30. Bei dieser handelt es sich auch um die Tatwaffe, die neben dem Täter auf dem Boden aufgefunden wurde." // "Anhand der bisherigen Zeugenaussagen, den aufgefundenen Patronenhülsen und Magazinen und des vorliegenden Bildmaterials ist davon auszugehen, dass Philipp F. allein gehandelt hat. Das Motiv für die Tat lässt sich derzeit noch nicht sicher feststellen. Hier laufen unsere Ermittlungen weiter. Anhaltspunkte für eine politische Motivation der Tat liegen derzeit nicht vor."
In Hamburg sind bei einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas acht Menschen erschossen wurden, darunter der Täter. Noch laufen die Ermittlungen, doch einige Fakten sind schon über Tat und Opferzahl bekannt.

Wichtige Details zu den tödlichen Schüssen bei der Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg sind geklärt, manche sind noch unklar. Vor allem stellt sich nach wie vor die Frage nach dem genauen Motiv für die Tat. Auf einer Pressekonferenz haben die Ermittler Details zu der Tat mit mehreren Toten bekannt gegeben.

Die Tat

Am Donnerstag kurz vor 21.00 Uhr fallen in einem Gebäude der Zeugen Jehovas mehrere Schüsse. Laut Homepage der Gemeinde findet dort donnerstags um 19 Uhr eines der zwei wöchentlichen Treffen statt. Die Polizei wird ab 21.04 Uhr durch zahlreiche Anrufe über die Schüsse informiert. Einsatzkräfte der Polizei sind in vier Minuten am Tatort und hören in einem oberen Geschoss des Gebäudes noch einen Schuss, finden dort auch eine tödlich verletzte Person.

Die detaillierte zeitliche Abfolge der Schüsse ist noch nicht ganz klar. Hinweise darauf geben Aussagen und Videos von Anwohnern. Einer Anwohnerin zufolge sollen vier Mal mehrere Schüsse abgegeben worden sein. In dem Video eines Anwohners ist zudem zu sehen, dass eine schwarz gekleidete Person durch eine kaputte Scheibe mehrfach von außen in das Gebäude schießt und schließlich in das Haus einsteigt und darin weiterschießt.

Die Opfer

Nach Angaben der Polizei hat der Täter sieben Menschen getötet, darunter ein ungeborenes 28 Wochen altes Kind. Die Mutter überlebte schwer verletzt. Bei den Todesopfern handelt es sich um vier Männer, zwei Frauen und das ungeborene Mädchen. Die Männer und Frauen seien zwischen 33 und 60 Jahre alt. Die Todesopfer hatten die deutsche Staatsangehörigkeit. Zudem sind acht Menschen verletzt worden, vier von ihnen schwer. Der Täter richtet nach dem Eintreffen der Polizei die Waffe auf sich und tötet sich selbst.

Der Täter

Bei dem Täter Philipp F. handelt es sich um einen 35 Jahre alten Deutschen, der aus Bayern stammte. Der Banker war in der Vergangenheit Mitglied der Zeugen Jehovas, aus der Gemeinde aber vor eineinhalb Jahren ausgetreten. Der Mann war nicht mit den Opfern der Amoktat verwandt. Er war Sportschütze und durfte seit Dezember 2022 legal eine halbautomatische Pistole besitzen, die auch die Tatwaffe war. In seiner kurz nach Mitternacht durchsuchten Wohnung wurde eine große Menge Munition gefunden – 15 geladene Magazine mit jeweils 15 Patronen und 4 Schachteln Munition mit weiteren 200 Patronen.

Der mutmaßliche Todesschütze ist den Behörden nach Informationen aus Sicherheitskreisen nicht als Extremist bekannt gewesen. Dass sein Name dennoch in den Datenbanken der Sicherheitsbehörden auftauchte, hat dem Vernehmen nach keinen kriminellen Hintergrund, sondern liegt an seiner Beantragung einer waffenrechtlichen Erlaubnis.

Das Motiv

Die Hamburger Polizei stuft die Schüsse während einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas laut Informationen aus Sicherheitskreisen als Amoktat ein. Warum der Täter geschossen hat, ist zunächst völlig unklar. Allerdings deuten laut Ermittlern Hinweise darauf hin, dass er die Gemeinde nicht im Guten verlassen hatte.

DPA
tkr / mkb

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